Jetzt bin ich schon fast 2 Wochen in Frankreich unterwegs und habe noch kein einziges Mal in einem Hotel geschlafen, in dem sich die Bettmatratze beim Drauflegen gleich bis zum Boden durchbog.
Das war eine meiner bleibenden Frankreicherfahrungen von vor bald 30 Jahren. Solange war ich schon nicht mehr (länger) touristisch unterwegs in diesem schönen Land.
Frankreich hat sich modernisiert und das auch in der Küche. Kein Muff mehr. Kein Serviettenzwang (wie hasste ich damals die Spießer mit den Servietten vor ihrem Bauch, die sie mit kleinen Wäscheklammern am Hemd befestigten), kein steifes Obergehabe, kein ewiges Suppe, Fleisch/Fisch, Mousse.
Die Küche hat sich auch in den normalen Restaurants Freiheiten (vom eigenen Mythos) verschafft.
Und dennoch ist mein erster Eindruck zwiegespalten. Meist bekam ich handwerklich sehr gutes Essen serviert, nicht selten aber auch einfach schlechtes Zeug.
Es ist immer noch preiswerter, sich ein Menu zu bestellen. A la carte kostet deutlich mehr.
Sich jeden Tag in einem Restaurant zu ernähren, ist teuer. Außer man speist mittags. Dann gibt es die “plat de jour” oder “formule” – manchmal mit einer unfassbar guten Qualität. Und zu einem unglaublich günstigen Preis.
Eigentlich ist dieses Mittagessen ein vom Staat und der Wirtschaft subventioniertes. Viele Firmen leisten sich keine Kantine. Die Angestellten werden dafür von den Unternehmen mit Gutscheinen ausgestattet, die sie in zahlreichen Restaurants einlösen können. Das sorgt in Dörfern und Kleinstädten dafür, dass sich gute Brasserien und einfache Restaurants halten können.
Ich konnte aber kaum mittags essen gehen, ein dickgefressener Bauch animiert nicht, mit dem Fahrrad noch lange Strecken zu fahren.
Wie auch immer. Ich war auf die Abend-Küche angewiesen.
Natürlich hätte ich mich auch von französischem fastfood ernähren können. Crèpe, Pizza, Moules & frites, Croque etc. … Das gab es haufenweise. Wollte ich aber nicht. Blieb also nur die Menu-Lösung. Und die kostete im günstigsten Fall rund 20 – im normalen Fall ca. 30 – und manchmal sogar 40 Euro.
Mit Wein dazu – das wurde dann häufig teuer.
Da ich die Küste entlang fuhr, dominierten zwangsläufig Fisch und Meeresfrüchte.
Bayonne
Restaurant “Le Chistera”, Zentrum
Sehr nettes bürgerliches Lokal. War stark von Einheimischen frequentiert.
“Assiette de Jambon de Bayonne”
(Schinken aus Bayonne)
7,50 Euro
“Moules de Bouchot”
(Miesmuscheln)
11,90 Euro
Bayonne-Schinken ist eine einheimische Spezialität. Hat Serrano Qualität.
Miesmuscheln waren in einem sehr feinen Sud zubereitet. Deutliche Knoblauchnote und viel Petersilie. Habe Sud fast wie eine Suppe ausgelöffelt.
Mimizan
Hotelrestaurant “Chez Paul”, Zentrum
Bemühter Service. Für den Schnellhunger.
“Pizza Fruits des mer”
(Pizza mit Meeresfrüchten)
12,50 Euro
Gab im Ort leider keine Alternative. Wg. Herbst alles geschlossen. Solide Pizza. Leicht versalzen. Ziemlich überladen. Koch ist definitv nicht bei Italienern in Schule gegangen.
Parentis En Born
Restaurant “Cousseau”, Zentrum
Sehr nette Aussenterrasse.
“Formule du jour”
(Tagesplatte)
11,50 Euro
“Accras de Morue”
(Frittierte Kabeljaubällchen mit “Sauce tartare”)
“Pièce de boeuf brillé”
(Rindfleisch)
“Tarte Tatin”
(Apfelkuchen)
Frankreich at its best. Keine kreative Küche. Aber sehr sehr solide. Für diesen Preis sogar überragend.
Kabeljaubällchen noch etwas geschmacksneutral. Fleisch sehr zart und mit exzellenter Sauce. Dessert schlicht köstlich.
Arcachon
Restaurant “Le Grand Bleu”, in Hafennähe
Im Stil einer Taverne eingerichtet. Sehr gemütlich mit einem überaus freundlichen älteren Patron. Habe mich sehr wohl gefühlt.
“Soupe de Poissons et sa Rouille”
(Fischsuppe)
8,50 Euro
“6 Huitre gratinées au bloc de foie gras”
(Gratinierte Austern mit Gänseleber)
15 Euro
“Crêpe flambée au Rhum”
8 Euro
Fischsuppe echte Hausmacherart. Sehr schmackhaft. Austern richtig klasse. Harmonierten exzellent mit der Leberpastete. Crêpe mit feinem Rum. Da war nix falsch zu machen.
Dazu ein selbstgemixtes Hausgetränk
Arcachon
Restaurant “La Loubine”, Hafennähe
Gleiche Stadt, gleiche Straße und doch zwei Welten. Anders als gestern war dies ein Totalreinfall. Gesichtsloses Restaurant ohne jede Ambition.
Menu
18,90 Euro
Frische Austern
Gebratene Dorade
“Gateau basque“
Versalzene Austern, Dorade begleitet von geschmacklosem und total verkochtem Ratatouille, Kuchen mit Billighonig übersüßt.
Le Temple
Restaurant “Le Petit Temple”
Wohl einziges Gasthaus in dem kleinen Ort. Treffpunkt der Einheimischen.
Champignonsuppe
6,00 Euro
Suppe war gerade erst aufgefroren und noch teilweise kalt. Zu dick geraten.
Margaux
Restaurant “Savoie”
Schön gelegen mit großer Terrasse. Gemütliche Inneneinrichtung. An diesem Tag war ich der einzige Gast – Bedienung wollte nur schnell fertig werden. War also eher ungemütlich.
Menü
41,00 Euro “Carpaccio de maigre fumé maison glace et truffe fraîche”
(Speck-Carpaccio mit Trüffel)
“Tournedos de filet de boeuf, sauce Bordelaise”
(Rindsfilet mit Rotweinsauce)
“Tarte fine aux pommes chaudes, glace vanille”
(Apfelkuchen mit Vanille Eis)
Essen große Klasse. Speck-Carpaccio sehr fein. Trüffel bräuchte ich dazu nicht.
Sauce zum auf den Punkt gebratenen Fleisch richtig gut.
Und Apfelkuchen eine absolute Köstlichkeit. Hohe Kunst.
Dazu natürlich einen guten Bordeaux getrunken.
Saint Estèphe
Boutique-Café “L’atelier de k’tea”
Sehr liebevoll geführte kleine Boutique mit angeschlossenem Café. Kleinigkeiten zu Essen.
“Petite fromage”
8,00 Euro
Sehr gute Käseauswahl.
Soulac-Sur-Mer
Tapas-Bar “Le Comptoir Du Vin”, Zentrum
Schöne Abhängbar mit ein paar Kleinigkeiten zum Essen. Nette Leute.
“Croque”
(Französisches Sandwich)
8,00 Euro
Käse-Wurst-Platte
15,00 Euro
Croques. So genau hab ich nicht verstanden aus was diese französischen Sandwiches gemacht sind. Jedenfalls geröstetes Brot gefüllt mit Gänseleber, Apfel, Schinken, Speck. Sehr feiner Geschmack.
Käse und Wurst Platte gut. Und reichlich.
La Rochelle
Restaurant “La Petite Auberge”, Zentrum
Angenehmes Restaurant. Wenn auch Bedienung sich weigerte, auch nur ein Wort Englisch zu sprechen. War wohl eher Verlegenheit denn Arroganz. Modernes Interieur.
Menü
31,50 Euro
“Bruschetta de rouget a la tapenade de pesto”
(Toast mit Rouget und Pesto)
“Carré d’agneau rôti au thym, gratiny a la patate douce”
(Lammkarree)
“Saufe de fraises á la menthe fraiche, sorbet fraise”
(Erdbeersorbet)
Ich liebe “Rouget”. Toast war gut zubereitet. Rouget lag auf einer Creme, die ich nicht identifizieren konnte. Der Fisch mit eine Pesto Sauce drapiert, die einen Tick zu salzig war.
Lamm extraklasse. Und viel. Dazu gab es Süßkartoffeln (Püree). Die scheinen ziemlich in Mode zu sein. Hab sie schon mehrmals serviert bekommen.
Nachspeise sehr delikat.
La Rochelle
Restaurant “L’Etoile Berbère”
Modernes und trotzdem heimeliges Restaurant. Wirt ist ein Tausendsassa. Sehr souverän. Sah, dass ich mich nicht auskannte und erklärte mir sehr genau, wie das Couscous zu essen ist.
“Couscous maison (poulet, boeuf, merguez)”
(Couscous mit Hähnchen, Rindfleisch und Merguez)
Couscous mehr als reichlich. Mit der gereichten Würze auch ausreichend scharf. Gelungene Abwechslung zur sonstigen Atlantikküche.
Saint Gilles Croix De Vie
Resaturant “Le Casier”, Nähe Alter Hafen
Sehr angenehm. Stark frequentiert von Einheimischen. Ich war früh gekommen und hatte Glück einen Platz zu bekommen. Ist wohl die 1. Adresse im Ort. Sehr schnelle und professionelle Bedienungen.
“Soupe de poissons maison”
Croûtons, Fromage, Ail Rouille
(Fischsuppe)
7,50 Euro
“Pavé de thon rouge”
(Filet von Roten Thunfisch)
18,50 Euro
“Mousse au chocolat”
5,60 Euro
Suppe exzellent.
Thunfisch fangfrisch und klasse zubereitet. Ratatouille tadellos.
Mousse ein Genuss!
Weinkarte normal. Mit guten Alltagstropfen.
Saint-Brevin-les-Pins
Restaurant “Rose-Marie”, strandnah
Traumlage. Supernetter Wirt, einfache Einrichtung, sehr gemütlich. Klasse und preiswertes Restaurant.
Menü
21,50 Euro
“Gratinée de moules”
(Gratinierte Venusmuscheln)
“Colin a la Normande”
(Seelachs)
“Tarte de pommes“
Muscheln gut und reichlich.
Fisch superb zubereitet.
Kuchen klasse Hausmannskost.
Insgesamt kein Schischi. Dafür gute Qualität. Obendrein noch einen guten Hauscocktail bekommen.