Meer Europa

Schlagwort Archiv: Bauernhof

Tag 298 (27.06.2019) / Finnland: Kemi -> Rovaniemi

Strecke: 120 km (08:45 – 19:15 Uhr)

 

Karg.

Da kann man sich nicht verfahren

Aber nicht einsam.

Wettergegerbtes Rot

Immer wieder Bauernhöfe und größere Siedlungen. Alle entlang eines Flusses, der oft gestaut wird.

An manchen Stellen seen-haft schön.

Strahlendfrisches Rot

Immer wieder Wasserkraftwerke. Aber bei diesem erschloss sich mir nicht, was diese Rutsche rauf oder runter sollte.

Abgewetztes Rot

Der Wind blies heftig aus Nordwest. Also mir frontal ins Gesicht. Er erschöpfte mich.

Dabei sah der aufgestaute Fluss so still aus.

Algenblau (gibt's das?)

Ich brauchte lange, um in die Hauptstadt Lapplands zu gelangen.

Blütenzart (wie leicht feuchte Schneeflocken)

Rovaniemi : eine moderne Kleinstadt, 6 Kilometer vor dem Polarkreis. Von hier aus starten die Abenteurer. Abenteuer in dieser Provinz-Stadt gibt es kaum.

Tag 295 (24.06.2019) / Finnland: Kokkola -> Raahe

Strecke: 128 km (09:45 – 20:15 Uhr)

Die Tage häuften sich, an denen ich jeweils deutlich über 100 Kilometer zurücklegte. Das lag sicher an den eher leichten Routen: Boden-Wellen kaum höher als 20, 30 Meter. Oft Gegenwind, aber selten stark.

Und es lag daran, dass nicht wirklich viel zu sehen war. Ich folgte (zwangsläufig) der Bundesstraße E8. Sie verlief küstennah, berührte das Wasser aber selten. Die Ostsee bekam ich tatsächlich nur wenig in den Blick. Und wenn ich mal eine Stichstraße zu ihr nahm: Sie glich sich an vielen Stellen. Kein offenes Meer – die See war eher ein Netz miteinander verbundener Teiche und täuschte so fast ein wenig Harmlosigkeit vor. Überall in den kleinen Buchten lugten (Fertig-)Holzhäuser mit ihren kleinen Holzanlegern ins Wasser.

Aber immerhin: ab und zu ein schöner Bauernhof.

Ob sich Vögel da wirklich erschrecken?

Und ab und zu sogar mit einem noch schöneren Café im Innenhof. In einem trocknete ich meine nass geschwitzten T-Shirts und machte kurz Rast.

Anlage schien dennoch Vogel und Katzen frei. Merkwürdig.

Und dann doch die Überraschung. Nahe Kalajoki: ein, zwei Kilometer lang offene See! Mit vorgelagerten Dünen. Herrlich.

Das Licht leider superhart. Mittagszeit.

Seicht bis zum Horizont?

Ich stolperte ein wenig durch den Sand.

Ich hinterließ keine Fußabrücke

Braun-Blaues-Farbenspiel.

Gibt es für dieses Blau eine Bezeichnung?

Noch brummte die Saison nicht.

Downgrade

Die modern-futuristischen Strandhotels fast völlig leer.

Vielleicht hatte ich hier übernachten sollen?

Danach war die einzige optische Auflockerung auf der Fahrt ein Fluss, der, obschon kurz vor der Mündung, noch ein Mal Stromschnellen spielte.

Lederstrumpf-Land

Schließlich (nach einigen weiteren Stunden auf dem Sattel) in Raahe angekommen. Ein kleines Städtchen, das man nicht gesehen haben muss.

Ich hatte nach der Ankunft enorme Schwierigkeiten, etwas Essbares zu finden. Landete schließlich in einem Pub. Die Hauptbeschäftigung dort war wie so oft: Saufen oder an einarmigen Banditen Geld verlieren.

Die Menükarte war nicht zu übersehen. Das Angebot äußerst überschaubar: Alles, was sich aus dem Gefrierfach direkt in die Mikrowelle schieben ließ. Ich aß Muikkukori – gebratene Sardellen. (Hab übrigens nach dem finnischen Wort gegoogelt. Das schafft der Internetriese nicht, eine angemessene Übersetzung zu liefern. Es lebe Finnisch!)

Geschmack? Na ja – sättigend.

Tag 292 (21.06.2019) / Finnland: Pori -> Pjelax

Strecke: 153 km (09:00 – 01:15 Uhr)

Jede Etappe hat ihren “Drama-Tag”. Dieses Mal kam er ziemlich früh. Es war Mittsommer, die Finnen feierten im ganzen Land die Sonnenwende und machten einfach alles zu: Geschäfte, Restaurants und Hotels. Auf meinem Internet-Portal, auf dem ich täglich meine Unterkunft buchte, wurde mir im Umkreis von über 200 Kilometern kein einziges freies Bett angezeigt. Ganz ernst nahm ich das nicht, dachte, irgendetwas würde sich unterwegs schon finden.

Gut gelaunt steuerte ich zunächst den Strand von Yyteri an, mit einer – für die Ostsee – überaus beeindruckenden Dünenkulisse.

Es war aber kaum etwas los. Schon gar keine Sonnenwendfeier. Dafür kam ein strammer Herr mit stolzem Bauch auf mich zu und redete wild gestikulierend und ohne Unterlass auf mich ein. Ihn störte auch nicht, dass ich signalisierte, kein Wort zu verstehen. Er forderte mich mit Hände, Gesten und verständlichen Worten auf, ihn zu fotografieren und erzählte mir eine finnische Geschichte, von der ich nie erfahren werde, ob sie interessant war. Irgendwann wurde es mir zu viel und ich verabschiedete mich freundlich. Und hörte beim Weggehen wie er seine Erzählung immer weiter ausspann.

Es blies ein kalter Wind.

Kann Gras Gänsehaut haben?

Trotz Dauersonnenenschein war es eher kalt und sehr diesig. Der lang gezogene Strand ziemlich leer.

Sogar der Sand fröstelte

Auch in den Dünen hielt sich kaum jemand auf.

Sand in the wind

Ich sattelte mein Fahrrad, fuhr – jetzt schon Mittag – weiter Richtung Norden.

Dynamo

Die Straße brückte sich zu Inseln, die der Küste vorgelagert waren. Manchmal wirkte die Ostsee wie eine Gruppe miteinander verbundener Teiche.

Meiner Mutter hätt's gefallen

Ich hatte schon fast 100 Kilometer in der Beinen (es war später Nachmittag) und immer noch nirgends eine offene Unterkunft entdeckt.

Unterwegs: ein alter hölzerner Glockenturm …

Wärmende Farbe

… mit einer beindruckenden Almosenfigur neben der Tür. Sie zeigte mir den Weg zum Heimatmuseum von Siippy.

Mit Fischerhütte, Bauernhof, Windmühle …

Signalisiert sofort: Vergangenheit

und alter Gaststätte, die (natürlich) zu hatte.

Am kleinen (fast schon mondänen) Dorfhafen traf ich ein frustriertes junges finnisches Paar, das hierher geradelt war, weil es glaubte, dass es an diesem Ort eine große Sonnenwend-Party geben sollte. Jetzt war es ziemlich enttäuscht.

Die beiden suchten auf dem Handy nach Informationen, fanden aber keine Erklärung. Sie hatten aber immerhin Proviant, Schlafsack und Isomatte dabei und brauchten sich um eine Unterkunft (die es nicht gab), keine Sorgen zu machen.

Entlang der Küste in jeder noch so kleinen Bucht ein schönes Ferienhaus mit akkurat gepflegtem finnischen Rasen und Holzstühlen am Ufer, auf denen es sich bald die Hobbyangler bequem machen würden (die finnische Sommer-Ferien-Saison beginnt.

Ich hatte beschlossen, das Städtchen Kristinestad anzusteuern, in der Hoffnung, dort – nach gut 135 Kilometern Strampeln – eine Bleibe zu finden. Immerhin fand ich unterwegs eine offene Tankstelle, in der ich mich mit Wasser und etwas Essbarem eindecken konnte. Ein Herr (Rentner?) mit Cowboy-Hut und Cowboystiefeln näherte sich mir interessiert. Er sprach recht gut Deutsch und erklärte mir, dass er lange in Australien gelebt und beruflich die ganze Welt bereist habe. Zeitweise auch in Deutschland gearbeitet habe. Ich fragte ihn ein wenig aus über die Sommersonnenwende und er erzählte mir, dass er am Morgen in Siippy gewesen sei und dort ein “riesiger” Event stattgefunden habe. Mit Feuer, Tanz, traditionellen Liedern. Sogar eine Gruppe Asylsuchender sei von den Organisatoren eingeladen worden. Ich mussten an das frustrierte Pärchen denken, dass sich also ganz offensichtlich in der Tageszeit getäuscht hatte.

Die letzten 10 Kilometer nach Kristinestad taten mir weh. Es war hügelig, ich war müde und als ich über eine langgezogene Brücke in das Städtchen einfuhr, war es bereits 9 Uhr abends. 3 Hotels gab es in der schönen Altstadt. Alle 3 hatten Schilder an den Toren: Rund um Mittsommer geschlossen. Ich klapperte mit Hilfe meines Handy-Navis Restaurants ab – ich hatte Hunger und Durst – alle geschlossen. Die Straßen wie leergefegt.

Der finnische Sommergott hatte aber Erbarmen mit mir und führte mich zu einem Pub, das tatsächlich auf hatte und aus dem laute Musik dröhnte.

Ich ließ mich in einen Sessel fallen und überlegte, was zu tun. Hier die Nacht verbringen (das Türschild zeigte immerhin an, dass bis 4 Uhr morgens offen sein würde) und dann am Morgen an irgendeinem Strand schlafen?

Ich saß kaum richtig, schon gesellte sich ein sympathischer Koloss zu mir. Er kippte seine zahlreichen Biere schneller als ich eines schlucken konnte, erkannte sofort, dass ich ein Deutscher war und wollte in meiner Sprache mit mir reden. Er hatte viele Jahre auf der Kölner Messe gearbeitet, war jetzt pensioniert und vermisste ganz offensichtlich seine zweite Heimat. Immer wieder suchte er nach (deutschen) Worten, wurde mit jedem weiteren Bier sentimentaler, öffnete mir sein Herz. Er erklärte mir Finnland, das eingeklemmt zwischen Schweden (“arrogant”) und Russen (“grobschlächtig”) seinen unabhängigen Weg suche.

Geschichtenerzähler

Er hatte Tränen in den Augen und irgendwann bemerkte ich, dass sie sich zu einem Rinnsal verdichteten, das stetig in sein Bier tropfte und es versalzte. Dann stand er urplötzlich auf (beeindruckende Größe!) umarmte mich warmherzig und machte sich auf den Weg nach Hause.

Kaum war der Platz neben mir leer, war er schon wieder besetzt. Eine ebenfalls beeindruckende Gestalt in Jägerklamotten hatte sich zu mir gesellt.

(Sollte mich irgendein göttliches Wesen ein zweites Mal in dieses Leben lassen, so sollte es mir dann unbedingt die Gabe verleihen, mir Namen merken zu können. In diesem ersten Leben gelingt es mir einfach nicht.)

Auch er sprach einige Brocken Deutsch. Er hatte vor vielen Jahren in Travemünde gearbeitet. Jetzt war er in Rente, war seit 5 Jahren clean – hatte früher “einfach zu viel getrunken”. Schluss damit.

Auch ein Geschichtenerzähler

Und er war gerührt, wieder mit jemandem Deutsch sprechen zu können. Er fragte mich aus, gab mir Tipps für die Weiterfahrt und stand gegen 23 Uhr auf. Er war melancholisch, umarmte mich und verabschiedete sich in die (taghelle) Nacht.

Die Stimmung in der Kneipe mittlerweile aufgeheizt. Eine Dorfband befeuerte das Publikum, von dem die eine Hälfte schon im Vollrausch war.

Die andere würde sicher bald folgen.

Der bullige Thekenwirt packte im Minutentakt gehunfähige Gefährten am Kragen und beförderte sie auf die Straße.

Auch das über ihrem (letzten) Bier eingeschlafene Mädchen musste den Pub verlassen.

Macht keine Geschichten mehr

Ich ging ebenfalls. Draußen zeigte eine Uhr an, dass gleich ein neuer Tag beginnen würde. Die Sonne war gerade untergegangen. Die Dämmerung hatte eingesetzt.

Tag/Nachtverschmelzung

Eine Dämmerung, die aber in keine Nacht leitete, die nur zwei helle Tage miteinander verband. Ich beschloss, noch eine Weilte weiter zu radeln. Aber das ist ja schon die Geschichte vom nächsten Tag.

Tag 288 (17.06.2019) / Finnland: Tammisaari – Karuna

Strecke: 83 km (10:15 – 18:45 Uhr)

Da war sie plötzlich – die wilde Landschaft.

Quirlig

Ja, aber was heißt wild? Ein paar Stromschnellen?

Strudelig

Ich hatte die Hauptstraße verlassen, fuhr geschotterte Nebenwege. Legte eine Pause an einem verwunschenen Ort ein. (Kaum 500 Meter von einem Bauernhof entfernt.)

In sich ruhend

Nur: Die Wildnis war vorgetäuscht. Ich bewegte mich immer noch in einer Kulturlandschaft, in der Natur intensiv bewirtschaftet wurde. Das wuselige Bächlein entspannt sicher ein paar aufgeregte Großstadtnerven. Aber wild?

Ab- und gut gelegen

Eher gezähmt.

Und ich war doch froh, mich hier zu bewegen. Reif fürs Wilde bin ich auf dieser Tour noch nicht. Ich plage mich mit einer hartnäckigen Sinusitis. (Wieviel Liter Schleim kann ein Mensch am Tag produzieren? Verliere ich durch das Ausspucken spürbar an Gewicht? Kiloweise? Wenn es hier schon keine Apotheke gibt, warum können Google/Siri/Alexa mir hier draußen nicht antworten und helfen?)

Schöne Stimmung, verhältnismäßig früh am Tag. Das Licht wurde weicher.

Gesegnetes Feld

Kurz vor 19 Uhr in einem 4 oder 5 Häuser Kaff angekommen.

Seerosengeweihtes Wasser

Eines davon mit einer Bed&Breakfast-Pension mit angeschlossenem Restaurant und Kiosk. Grandioser Schuppen, ganz aus Holz. Ehemaliger Bauernhof. Im Alleinbetrieb von einer quirligen Frau gemanagt. Als ich (zu spät) den Gastraum betrat (eigentlich schließt das Haus um 18 Uhr), war sie in der Küche beschäftigt (um ein Essen für ein Bauerntreffen am folgenden Tag vorzubereiten) und fragte mich, ob ich Zeit habe. Sie könne sich jetzt nicht um die Aufnahme kümmern, ohne etwas kaputt zu kochen. Sie drückte mir eine Flasche Bier (nahegelegene kleine Craft-Brauerei) und ein abgepacktes Schinkensandwich in die Hand und verschwand wieder für eine halbe Stunde. Danach kam sie, schüttete mich Fragen zu (woher ich komme, was ich mache, ob ich Familie habe), um gleich von sich selbst zu reden. Überaus sympathisch. Sie liebt den Sommer und würde gerne jeden Winter nach Italien auswandern. Die finnische Winter-Dunkelheit sei ihr zuwider. Sie bot mir zwischendurch an (obwohl die Küche schon zu hatte), mir “the world best burger” zuzubereiten. Sie merkte mein Zögern (obwohl ich ordentlich Hunger hatte) und schob nach: Das Beef stamme aus einer Ökofarm ganz in der Nähe, das Chutney, das sie benutze, habe sie selbst zubereitet – und das Brot überhaupt, und ob ich eher ein dickes Bratlet (Medium zubereitet – noch saftig selbstverständlich) oder eher das dünne, trockene bevorzuge.

Das dicke fette schmeckte wirklich gut (obwohl ich selten Burger esse und somit kein Experte bin). Erst als der letzte saftige Krümel vertilgt, erst als das nächste (nochmal Lager) und übernächste Bier (diesmal braunes Craftbier) geschluckt war, drückte sie mir die Schlüssel in die Hand. Geschätzt eineinhalb Stunden nach meiner Ankunft.

Heute war ich ihr einziger Gast. Ich hatte das ganze Haus für mich (sie selbst ging sehr früh schlafen). Ich fiel erschöpft ins Bett – draußen war es immer noch hell. Und der Vorhang dunkelte das Fenster nicht wirklich ab. Ich kann bei Tageslicht nur schlecht schlafen. Was also tun? Zeit abschaffen? Wenigstens die Uhrzeit?

Tag 280 (01.10.2018)/ Dänemark: Aalborg > Aarhus

Strecke: 133 km (09:00 – 19:00 Uhr)

Aalborg: viertgrößte Stadt Dänemarks (115.000 Einwohner): Bestes Kneipenleben bis jetzt. Klasse Bars.

Tuschezeichnung

Ich hatte mich mit dem Pausentag gestern weitgehend von meiner Fahrrad-Erschöpfung erholt. Ließ mir Zeit – und brach gut gelaunt auf. Auch wenn der Morgen grau begann. (Morgengrauen halt – obwohl der Sonnenaufgang schon etwas länger zurück lag.)

Ich wählte den längeren Weg nach Aarhus. Wollte zuerst dem Kattegat einen Besuch abstatten.

Dänemark zeigte sich auf dem Weg dahin wie bisher auch: mit sauber aufgeräumten, mal platten, mal leicht welligen Landschaften.

Blau-Grün müssten eigentlich die Nationalfarben sein

Mit Bauernhöfen, die nicht einen Hauch von Gülle-Geruch ausdünsteten. (Wie machen die das? Ist das schon die virtuelle Landwirtschaft?)

Nicht mal Schweinegeruch dringt raus

Die Sone blinzelte immer wieder durch die schwere Wolkendecke, schob manchmal auch alles störende Weißgewusel kurzerhand ausm Himmel raus.

Die Kattegat-Küste unspektakulär.

Verschilft

Das Wasser zog sich etwas zurück und simulierte Nordseewatt.

Versumpft
Verglibbert

Schöne Schotterwege entlang der Küste.

Noch nicht ausgetrocknet

Dann kam der Regen, dann kam die Sonne. Ein etwas in die Knochen gehender Wechsel von kalt nach warm und zurück nach kalt.

Dafür aber immer wieder schöne LGBTQ-Regenbögen über nassglänzenden Straßen.

Wow-Effekt

Die Sonne lässt nach einem Regenguss die Landschaften strahlen und frisch gemähtem Grasduft verströmen. Ein Hauch von Magie, selbst wenn das Panorama eigentlich noch so langweilig ist.

Klarfarben

Es passierte nicht mehr viel bis Aarhus. Aber immerhin: Ich sah ein paar Dänen (Outdoor!).
Einen (weit weg und) von hinten:

Ordentlicher Auftritt

Er beteiligte sich an einer Treibjagd, trug eine Flinte und eine rote Mütze – wohl um nicht als Wildsau mit kapitalem Schuss erlegt zu werden.
Und zwei Dänen von oben:

Klinisch sauber

Sie angelten in einem überhaupt nicht nach Fisch und Fischer riechendem sauber geputzten Sonntagsbötchen.

Der auch! (Uff, jetzt wurden es ja richtig viele!)

Die Jugend macht's nach

Ich musste noch ein wenig kämpfen: Die Tagesdramaturgie hatte einen langen Schlussanstieg vorgesehen, kombiniert mit Gegenwind.
Als Gegenleistung erhielt ich eine schöne Schussabfahrt – rein in das quirlige Aarhus.
Und wie mich die zweitgrößte Stadt Dänemarks überraschte: pralles Leben. Hunderte FahrradfahrerInnen, die durch die engen Gassen der Altstadt surften.
Szenekneipen. Mexikanische, thailändische, dänische und französisch-belgische Restaurants.
Ich sättigte mich und ging noch spät 2 Absacker-Rotweine in einer Weinkenner-Bar trinken.
Ich war kurz vor Ladenschließung gekommen, mithin jetzt der einzige Gast und der Wirt beantwortete mir geduldig sämtliche meiner Fragen zu seinem Land.

Zum Hygge-Hype (Ja, in der Tat liebten es die Dänen (vor allem auf dem Land) bei sich in ihrer schön dekorierten Wohnung zu sein. Dorthin laden sie ihre Freunde ein. Viel seltener treffe man sich öffentlich sichtbar in Kneipen oder in einem Biergarten).

Ich wollte sogar wissen, warum selbst dänische Bauernhöfe fast aseptisch sauber wirken und kam schließlich noch zu einer Frage, die mir schon lange auf der Zunge lag: Dänemark ist hochpreisig, reich. Alles wirkt proper. Armut jedenfalls ist nicht sichtbar. Genau so wenig wie Fremde in den Straßen. Wenn das Land so zufrieden mit sich selbst ist (Hygge) – wieso driftet es politisch so scharf nach rechts?

Antwort des Wirtes:
Dänemark hat ein umfassendes Sozialsystem. Niemand landet hier auf der Straße. Es gibt ein gutes Nachbarschaftsverhältnis. Die Menschen passen gegenseitig auf sich auf. Und gibt es doch Probleme, springe der Sozialstaat ein.
Nun hätten aber viele Menschen Angst, dass Flüchtlinge nur zu ihnen kommen, um in das großzügige Sozialsystem zu migrieren und es damit für alle unbezahlbar zu machen. Diese Angst sei weit verbreitet. Es sei letztlich die Furcht, den eigenen Reichtum teilen zu müssen.

Unterkunft: 1 Apartment im Nebenbau des Hotels Ferdinand. Zentrum. Sehr gut gelegen. Sehr nettes Rezeptionspersonal. Gutes Restaurant.

Tag 258 (10.04.2018) / Rumänien: Jurilovka -> Murighiol

Strecke: 63 km (09:00 – 14:30 Uhr)

Ich bremste mich selbst ab. Statt schneller Strecken, vergnügte ich mich mit langsamen Dorfdurchfahrten. Weit wollte ich nicht kommen, höchstens ankommen. Irgendwann.

Jurilovka präsentierte mir am Morgen seine schönsten Straßenrand-Häuser mit Frühlicht.

Sinn für Farbe

Ich hätte eigentlich jedes Haus fotografieren können.

Sinn für alte Farben

Beschränkte mich aber auf 3 nebeneinander liegende Anwesen.

Sinn für verblassende Farbe
Frohsinn durch Farbe

Die Landschaft wellig – mit lang langen Alleen.

Licht am Ende des Tunnels

Ich dachte, je näher ich dem Donaudelta komme, umso flacher die Strecke. Weit gefehlt.
Fast mittelgebirgsmäßige Anstiege. (In Wahrheit nicht mehr als jeweils 100 Höhenmeter – aber subjektiv ging’s steil hoch.)

Und Abfahrten natürlich, die mich immer wieder zum Anhalten zwangen. Zu schöne Aussichten.

Wohin führt die Straße?

Im nächsten Dorf ein Bauernmuseum.

Time I remember

Ein typischer Bauernhof aus dem Jahr 1900, liebevoll restauriert und konserviert.

On top
Grounded

Ob noch jemand im Dorf diese Webkunst beherrscht?

Einladend

Feine Stoffe und Teppiche.

Stilleben mit Puppen
Welche Schätze wurden darin aufbewahrt?
Kann das noch jemand im Dorf?
Zu welchem Anlass trug Frau solche Schlappen?

Arm war der Besitzer dieser Kutsche sicher nicht.

Für die Sonntagsfahrer

Das Dorf selbst alles andere als museal. Viel Leben auf der Straße. Frauen mit Kopftüchern, Einkäufe erledigend. Alte Männer wild gestikulierend im Schatten. Und vor vielen Häusern saßen Paare einträchtig auf der Bank vor ihrem Haus und schauten interessiert dem Treiben zu.

Sehr lebendig

Wieder raus aus dem Dorf und weiter. Immer wieder kleine Lagunen.

Wassersatt, natursatt
Froschsicht

Ich hatte das Delta erreicht. Murighiol. Ein kleines Fischernest, das noch ziemlich eingemottet wirkte. Ich erlebte aber einen Glückstag. Ich fand eine Unterkunft mit einem Besitzer, der mir versprach, mich morgen mit seinem Boot den ganzen Tag durchs Delta zu kutschieren.
“You are a lucky guy” – sagte er mir. Woher er das wußte?

Unterkunft in Murighiol: Casa Badea. Mitten im Dorf. Sehr sympathische Privatunterkunft. (3, 4 Zimmer). Schöner Garten mit Terrasse. Super Besitzer, der auch Ausflüge im Delta selbst organisiert und durchführt. (Er hat dafür ein Boot, das ein halbes Dutzend Gäste transportieren kann.) 30 Euro (ohne Frühstück).

Tag 257 (09.04.2018) / Rumänien: Konstanza -> Jurilovka

Strecke: 88 km (09:15 – 16:45 Uhr)

Die Ausfahrt aus Konstanza zog sich. Irre lange Sandküste mit Totalbebauung.
Sogar eine Gondelbahn gab es hier – nur für Sommergäste. Über den Dächern der Vorstadt – von Kneipe zu Kneipe.

Für Fußfaule

Schnell wurde es dann ländlich. Mit kleinen Straßen und kleinen Straßenrandkapellen.

Für Gottesverehrer

Rumänien änderte schließlich urplötzlich seinen Charakter. Versuchte nicht mehr krampfhaft mediterran zu sein. Wurde authentisch. Je näher ich dem Donaudelta kam, umso schöner die Dörfer. Wunderhübsch und vor allem: FARBIG! Ein Fest, durch sie durchzuradeln.

Nach 88 Kilometern in Jurilovka eingefahren. Am Rande des Donau-Deltas. Sehr gepflegter Ort, sehr gepflegte Bauernhöfe.

Für Farbenliebhaber

Die Gegend war ziemlich fruchtbar. Riesige Felder. Sie ernährten die Bauern gut. Der Zeitpuls schlug hier langsamer, als ich es gewohnt war. Ich trug Erinnerungen an Fotos in mir, die die bäuerliche Welt meiner Großeltern zeigten, vielleicht 60 Jahre her – da sah es nicht anders aus.

Für Nostalgiker

Meine Unterkunft war schnell gefunden.
Ausgestattet mit einem wundervollen Blick auf Dorf und Meer.

Für mein Auge

Ich passte mich dem entschleunigten Zeitpuls an, begrüßte mich selbst erst einmal mit einem Schluck Gerstensaft.

Für (oder gegen?) den Durst

Erkundete dann ein wenig das Hafendörfchen.

Für Ausflügler und Fischer

Fischer allerdings dominierten hier nicht. Die Bauern beherrschten den Ort.

Für den Überblick

Kuhherden auf den hügeligen Weideflächen ringsum. Mit Trinkwasser zur Genüge. (Ist das nicht salzig?)

Für die Kuh

Im letzten Sonnenlicht …

Für Babywünsche

… suchte ich mir ein offenes Restaurant (gab es nicht) … eine Kneipe (gab es) … aß dort eine Pizza (ging so) und schaute der lokalen Jugend zu, wie sie sich amüsierte.
Ihr ging es gut. Mir auch.


Unterkunft: Pension Palaghia. Am Ortsrand. Est bin ich erschrocken, als ich sah, dass es eine (kleine, sehr kleine) Tankstelle war. Dann war ich begeistert. Zimmer gingen hinten raus mit großem Gemeinschafts-Balkon, der den Blick aufs Dorf und das Meer freigab. Neue Pension, modern eingerichtet. Große Gemeinschaftsküche. Sehr unkomplizierte und sympathische Betreiber. 29 Euro (ohne Frühstück).

Tag 182 (08.04.2017) / Spanien: Mojácar -> Cartagena

Strecke: 122 km (10:00 – 20:30 Uhr)

3 Stunden gefahren und dann um die Mittagszeit mich mit einem eiskalten Bier gestärkt. Gerade hatte ich Andalusien verlassen und war in die Region Murcia hineingefahren. Ich wusste, gleich hinter Aguila würde ein steiler Aufstieg alles von mir fordern.

Geschafft

Der Berg kostete mich eine Stunde. Dann wieder ab ins Tal. Auch hier erneut Agro-Business. Aber mit nicht ganz so vielen Gewächshäusern. Das Gepflanzte wurde wie Spargelreihen mit Plastik eingehüllt.

Geschlaucht

Überall Saisonarbeiter. Die sich nicht gerne fotografieren lassen wollten.
Diese erlaubten es mir, aber nur mit dem Handy.
(Das sieht nicht so “gefährlich” aus wie meine Spiegelreflex.)
Ob sie den Mindestlohn bekommen? Gut behandelt werden? Eine menschenwürdige Unterkunft haben?

Gestrandet

Ich hatte mir eigentlich für diese Etappe vorgenommen, nicht über Politik nachzudenken. Mich nur auf die Reise und meine Eindrücke zu konzentrieren. Ich schaffte es nicht.
Nicht wegen der Migranten, die ich unterwegs immer wieder sah.
Ich las (fast) jeden Tag Zeitung (“El País”). Terror in Schweden, Giftgas in Syrien, US Bombardement eben dort, Klassenkampf in Venezuela, Tote im Mittelmeer. Der Horror hörte gar nicht mehr auf.
Kann man in solchen Zeiten überhaupt noch unbeschwert (und ohne schlechtes Gewissen) Urlaub machen?

Ich wusste nicht, was ich denken sollte.
Ich fuhr durch eine spanische Gegend, in der die kleinen Bauernhöfe verschwanden…

Windfraß

… die Agrarbarone die Landwirtschaft unter sich ausmachen, Lebensmittel zu industriellen Erzeugnissen umdefinieren. Aber immerhin – hier gibt es Arbeit für die, die welche suchen/brauchen (Migranten).

Ich ließ das Denken sein und konzentrierte mich wieder auf das Naheliegende.

Berge fressen, um ans Ziel zu kommen.

Und wieder ...
geht's …
bergauf

Cartagena müde noch kurz vor Sonnenuntergang erreicht.
Die Stadt vibrierte. Die Feierlichkeiten der Semana Santa waren in vollem Gang. Die Straßen auch nachts noch rappelvoll. Die Kellner der unzähligen Kneipen rannten wie um ihr Leben. Ich hatte Mühe, etwas zu trinken zu ergattern.

Unterkunft in Cartagena: Hotel Los Habaneros. Modern. Am Rande der Altstadt. Komfortabel. Etwas mürrischer Service. Fahrrad in Kammer untergestellt. 42 Euro (ohne Frühstück).

Tag 162 (19.03.2017) / Portugal: Lissabon -> Alcácer do Sal

Start zur 6. Etappe meiner Europa-Umrundung.
Sie soll mich von Portugals Hauptstadt aus rund um die iberische Halbinsel führen. Vielleicht bis Barcelona.
Vor den Start hatte ich noch 2 Tage Lissabon–Aufenthalt gehängt.
Das Zentrum bezaubernd – gleiche herzliche Empfindung wie das letzte Mal auch.

Sonnen & Sundowner-Anbeter
Was betet sie an?
Durchgänger
Von oben herab

Und die Stadt ebenso überlaufen. Es wurde mir schnell zu viel, zu voll.

Konserviert

Lisboa wie eine riesige Sardinenbüchse. (Wobei das genau die neueste Mode ist: eingelegter statt frischer Fisch. Ölsardinen. Dosenkunst in tausend Variationen.)

Frau am Konservenfließband

Am Sonntag schließlich die 6. Etappe gestartet.
Der erste Tag zum Einrollen:

Strecke: 77 km (08:00 – 17:00 Uhr)

Frühmorgens mit der Fähre den Tejo überquert.

Fluss wie Meer

Obwohl immer noch Lissabon, wirkten die Vorstadt-Viertel schon sehr ländlich.

Malerisch gelegener Vorort
Trockenwäsche

29 Kilometer bis Setúbal geradelt und dort die zweite Fähre genommen, diesmal um über die Flussmündung des Sado zu gelangen.

Nur fort!

Kilometerlanges Naturschutzgebiet um Troia. Und trotzdem unzählige Bötchen mit Hobbyfischern. Manche sogar in Tretbooten unterwegs. Alle mit Angel und Netz bewaffnet.

Paddelfischer

Grandiose halbwüstenähnliche Dünen-Landschaft.

Hingedünt

Kilometerlange Sandstrände. Kilometerlanger Sonnenschein. Doch noch keine Sommergefühle. Immer wieder attackierten mich die Arbeitseindrücke der letzten Monate:
TrumpIlliberaleDemokratieKaczyńskiKeineninteressiertSyrienUndundund…
Ich will versuchen diesen toxischen politischen Feinstaub abzuschütteln. Mich nur auf die Reise zu konzentrieren.

Die Welt hinter mir eine Kugel
Gestrandet
Gefußelt

Storchennest Comporta.

Schau immer nach oben
Deswegen

Hier verließ ich die Küste und begleitete den Sado flußaufwärts und landeinwärts. Unterwegs immer wieder traditionelle und vor allem kleine Bauernhöfe. Manche Scheunen strohbedeckt.

Unten wohnen nur die Menschen

In Carrasqueira haben Fischer ihre kleinen Arbeits-Hütten auf Stelzen ins Marschland gepflockt.
Pittoresk.

Fishermen’s Haus 1
Fishermen’s Haus 2
Fishermen’s Haus 3 & 4
Fishermen’s Stelzen 1

Mittlerweile weiß der Ort den optischen Schatz auch in touristische Münzen umzusetzen. Scharen von Hobby-Fotografen und Birdspottern.

Fishermen’s Stelzen 2

Früh am Abend, lange vor Sonnenuntergang, mein Ziel erreicht: Alcácer do Sal.
Attraktives Städtchen mit ein zwei guten Restaurants.

Coming home

Unterkunft in Alcácer: “Hotel A Cegonha”. In der kleinen Altstadt. Familiengeführt. Groß. Sehr netter und bemühter Empfang. Zimmer ein wenig kalt. Fahrrad in Garage untergebracht. 50 Euro (mit Frühstück).

Tag 159 (29.09.2016) / Rumänien: Putna -> Suceava

Strecke: 77 km  (11:00 – 17:45)

Schon als ich frühmorgens den Klostergarten betrat, hörte ich ihre Gesänge.

Kleinmonumental

Keine Mauer, kein Dach konnten ihre Stimmen dämpfen. Ihr Gott sollte sie ja hören.

Der Vater war ein Zimmermann

Der Eintritt in die Betkirche noch lichtdurchflutet.

Draußen ist trotzdem schon weit weg

Die Arbeitsklamotten fein säuberlich aufgehängt.

Geordnet

Tief drinnen: Dunkelheit. Bis zum Altar waren es mehrere Durchgänge, die das Kircheninnerere immer mehr einschwärzten.
Ganz vorne sangen Mönche liturgische Lieder. In ihrem pechschwarzen Habit waren sie kaum auszumachen. Nur ihre polyphonen Stimmen zeugten von Leben in der Kirche. Seit Stunden schon priesen sie den Herrn.
Wunderschöne Gesänge, die auch im Hörer ein Trance-Begehren auslösen.

Manche Mönche auf den Boden geworfen.

Beuget die Knie

Das Kloster Putna ist rumänisch-orthodox. Es gehört wie einige weitere Klöster und Kirchen der Region zum UNESCO Weltkulturerbe. Moldauklöster. Südliche Bukowina. Karpatenvorland. Tief religiöse Gegend.

Viele Ikonen nicht mit goldenem, sondern silbernem Hintergrund.
(Hier erschloss sich mir plötzlich auch die profane Welt der silbernen Dächer und Firste vieler Bauernhöfe. Dies war ganz offensichtlich eine religiöse Referenz!)

Geblendet

Nach Ende der Liturgie blieben einige Mönche nahe der Sakristei, um die Bibel zu studieren. Ein Buch, das sie längst auswendig kannten.

Reinigt Eure Seelen, Herzen und ich weiß nicht was noch

Ich unterhielt mich im Klostergarten mit einem 60jährigen Mönch, der ein exzellentes Englisch sprach. Lange hatte er in den USA gelebt. Vor 3 Jahren fühlte er sich zum religiösen Leben hingezogen und kam zurück in sein Heimatland. Wurde im Kloster Putna aufgenommen.
Als Grund nannte er die kaputte Welt, die von undurchsichtigen Mächten kontrolliert würde. Er breitete mir seine Theorien aus (Verschwörungstheorien) vom Zusammenbruch der Bankenwelt, vom Nine-Eleven Attentat bis zur Katastrophe im Nahen Osten. Die USA schienen für ihn der neue Satan zu sein.
Ich versuchte nicht zu diskutieren, hörte stumm zu.

Auch draußen gab es kleine Pforten. Sie führten in die bäuerliche Welt, die nicht weniger geordnet schien.

Bauernpforte 1

Pagodendächer?

Bauernpforte 1

Abgeschlossene Einheiten. Sehr proper, sehr sauber, sehr aufgeräumt.

Bauernpforte 3

Der rußende Außenherd mitten im Hof.

Um das Feuer gebaut

In manchen Höfen war Leben. Überwiegend die Alten arbeiteten dort.

Hellwach

Mir war bisher entgangen, dass ich mich in einem Mais-Land befand. Die Ernte wurde gerade eingebracht.

Vertieft

Der Herr im Hof versuchte mir offensichtlich zu erklären – nachdem ich mich als Deutscher zu erkennen gegeben hatte -, dass nicht weit weg ebenfalls ein Deutscher leben würde. Bessarabiendeutscher? Einer der wenigen, der nicht ausgewandert war? Ich versuchte Näheres zu erfahren. Aber so weit glückten unsere Verständigungsversuche nicht. (Rumänisch hat ein paar Brocken, die nach Spanisch klingen – aber es reichte dann doch nicht!). Außerdem kam gleich Maisnachschub. Die Herrschaften mussten weitermachen!

Immer weiter
Immer näher
So stimmt's
Sie hatten schon ausgeladen

Ich zog weiter ins nächste Dorf. Prächtige Höfe auch hier. Und eine prächtige Holzkirche dazu.

Mann o Mann, jetzt wurd' es langsam überwältigend

Glück führte mich zum Kirchen-Zerberus. In Steinwurfentfernung.

Butzenhof

Ich klopfte an der Pforte. Ein älterer Herr erschien, wusste, was auf ihn zukam. Schloss noch sorgfältig die Haustür.

Sehr geordnet

Kam dann umstandslos und mit wissendem Blick.

Guten Tag!

Führte mich zur Kirche.

Gepflegter Weg


Ein gemütlicher Herr, den aber jeder Schritt schmerzte. Schlurfend bewältigte er die hundert Meter bis zur Kirchenpforte.

Schnaufend zog er einen gewaltigen Schlüssel hervor.
Und schloss mir sein Himmel-Reich auf.

Sein war das Reich. Und er setze sich gleich – müde, beinahe schon verausgabt,

Beeindruckend (bis auf den plastikgrünen Teppichboden)

Ich aber spürte, wie ich fast nichts mehr aufnehmen konnte.

4 Wochen war ich jetzt unterwegs, 6 Länder hatte ich bisher gequert, 6 Sprachen nicht verstanden und mich doch irgendwie verständigt. Umwerfende Gastfreundschaft auch hier in Rumänien. Und immer noch kam jeden Tag ein neues Natur-, Kultur, oder Menschen-Wunder dazu.
Jetzt schnaufte ich – und nicht der Alte Herr.

Zum ersten Mal auf dieser Reise hatte ich den Wunsch, dass sie zu Ende ginge. Bald.
Fehlen noch zwei, maximal 3 Tage.

Die Landschaft hier in Rumänien erinnerte mich ein wenig an das Alpenvorland.

Ohne Alpenglühen

Riesige abgeerntete Maisfelder, durch die Hirten nomadengleich ihre Schafherden trieben.

In the heat of the day

Kurz vor Ankunft in Suceava noch eine weitere „UNESCO“-Kirche besucht.

UNESCO beschützt

Die ehemalige Betkirche eines Nonnenklosters.

Ausgemalt

Mit langsam verblassenden Außenfresken.

Unterkunft in Suceava: “Hotel Continental”. Im Stadtzentrum. Großer Block. Geschäftshotel. Sehr modern. Großzügige Zimmer. (27,90 Euro mit Frühstück). Fahrrad in Foyer untergebracht.