Meer Europa

Schlagwort Archiv: Berge

Tag 38 (24.03.2015) / Kroatien: Zadar-> Sibenik

Strecke: 75 km (08:00 – 15:30)

Strecke begann sehr leicht. Völlig flach.

Erst nach zwei drei Stunden die ersten Hügel und Ausblicke auf die Inselwelt vor der Küste.

Inseln am Horizont

Gegen Ende dann bergig und mit einer langen Brücke über einen Fjord.

Sibenik am Horizont

Sibenik schön. Verwinkelte Altstadt mit einer Weltkulturerbe-Kathedrale, die aber gerade innen restauriert wird. Alles eingerüstet.

Sibenik - Weltkulturerbe

Abends in einer Kneipe in Marktnähe essen gegangen. Nur Männer, nur Einheimische. Alle aßen Fleisch, keinen Fisch. Ich bestellte mir Kohlrouladen. Köstlich. (Der Kohl schmeckte fast schon nach Sauerkraut. Die Füllung: Hackfleisch mit Reis. Dazu Kartoffelstampf.)

Kurz zuvor hatte mich die Nachricht vom Absturz eines deutschen Flugzeugs über Frankreich erreicht. Rund 150 Tote. Obwohl weit weg, konnte ich mich von dieser Katastrophe nicht freimachen.

Hotel Jadran in Sibenik. Wohl seit Jahrzehnten nicht mehr renoviert. Leider mieser Standard. Dafür wirklich überteuert. Liegt aber super, nahe der Kathedrale. Fahrrad im Foyer untergebracht. (59 Euro mit Frühstück.)

Tag 35 (21.03.2015) / Kroatien: Selce -> Novalja

Strecke: 92 km (09:15 – 19:15)

Harter Tag. Kämpfte mit den Bergen, mit Bura und mit mir.

Der Reihe nach: Von Selce eher gemütlich die Küste entlang bis nach Senj getrödelt. Schöner Ort. Samstag Mittag flanierte das halbe Dorf am Hafen und trank einen Espresso in den zwei drei Hafencafés.
Ich reihte mich ein. Kräftigte mich mit einem Schluck Malvasia. Gut gemachter, spritziger kroatischer Weißwein.
Herrlich normale Menschen um mich herum. Manche herausgeputzt fürs Wochenende. Ein Hauch von Mondän umwehte einige Frauen, die sich wie exotische Blüten der Sonne öffneten. (Mit schwarz getönten Brillen selbstverständlich.) Konnte nicht wirklich erkennen, was sie bestellten. Jedenfalls keinen Hugo oder ein mir bekanntes Modegetränk.

Was mich wunderte: Kroatien ist alles andere als billig. Schon gar nicht für die Einheimischen. Störte hier aber niemanden.

Danach begann ein leichter Aufstieg. Mit schönen Ausblicken auf die Adria. Die Insel Krk ständig im Hintergrund. Die ganze Tagestour.

Nahweh
Türkisblaue Lagune

(Irre, wie der Bildausschnitt und die Brennweite die Farben beeinflussen.)

Aus einem leichten wurde ein schwerer Aufstieg. Hatte bald kaum noch den Nerv für Meerblicke.

Braunblaubraun

Und aus einem schweren Aufstieg wurde eine nicht enden wollende Tortour. 3 Stunden Kletterei im 1. Gang.

Tiefblaues Tintenfass

Hinter jeder Kurve vermutete ich die Abfahrt. Sie kam und kam nicht. Dafür wehte mich der kroatische Eiswind Bura fast vom Rad. Das Gebirge, durch das ich fuhr, hatte noch Schnee auf den Kuppen. Dort machte sich der Wind so richtig kalt, blies immer feindlich von vorn. Die Hände erfroren mir beinahe. Trotz Sonnenschein.

Als dann die Abfahrt kam, bremste mich der Wind aus. Maximal strampelte ich im 3. Gang. Bergrunter!

What goes up must come down

Gegen 16 Uhr 30 den Fährhafen Prizna erreicht. Bis auf den Kartenschalter hatte alles geschlossen. Kein Geschäft, kein Gasthaus offen.

Die Ticketverkäuferin machte mir Mut, dass ich in Novalja ein offenes Hotel finden würde. Ich verließ mich auf sie. Was blieb mir übrig.

Die Fähre leer. Legte um 18 Uhr 10 ab.

Dann doch noch ein Fahrgast – wir waren schon zu zweit! So langsam beginnt also doch die Saison.

Von der Anlegestelle auf der Insel Pag in die Dunkelheit hineingefahren und gegen 19:15 Uhr in Novalja angekommen.
Es gab tatsächlich ein Hotel, das offen hatte. Aber dafür kein Restaurant.
Novalja ist im Sommer die europäische Spaß- und Partyhauptstadt mit Riesendiscos und den angesagtesten DJs.
Jetzt hatte ich das ganze Dorf ganz für mich.

Ich ließ mir vom netten Hotelwirt zwei drei Weine einschenken und nahm die Gläser mit auf mein Zimmer. Ich hatte einen langen Abend vor mir

Hotel Terra in Novalja. Schlicht. (55 Euro mit Frühstück.) Sehr aufmerksamer Portier. Fahrrad im Foyer abgestellt.

Tag 17 (29.9.2014) / Spanien: Carnota -> Noia

Strecke: 47 km (9:15 – 14:45)

Nach der Überstrapazierung gestern, ging ich es heute etwas ruhiger an.
Zudem: Die steilen Berge sind passé. Die Rías Baixas sind wesentlich sanfter.
Trotzdem hatte ich Mühe. Gestern hab’ ich wohl mein Immunsystem ausgetrickst. Habe heftige Erkältung über Nacht bekommen. Stimme weg, Ohrweh.
Gleichwohl konnte ich die Landschaft genießen. Wieder ein fantastischer Herbsttag.

Monte y Lagoa de Louro
Monte y Lagoa de Louro
Strand bei San Francisco
Ich Suchbild
Fischer mit Kaktus
Fischer mit Kaktus - gemalt

Hotel in Noia: “Elizardo”. 1 Stern. Sehr nettes Etablissement. In der Altstadt gelegen. Große Zimmer und ausgezeichnetes Fischrestaurant. 22 Euro die Übernachtung. Fahrrad in eigener Garage.

Tag 15 (27.9.2014) / Spanien: La Coruña -> Malpica de Bergantiños

Strecke: 47 km (9:45 – 16:30)

Herrliches Herbstwetter. Herrliche Küste “Rias Altas”.

Musste zum ersten Mal wieder vom Sattel. Die Anstiege nach den jeweiligen Flussmündungen einfach nicht zu packen. Das Rad war selbst im ZickZackGang nur schwer die Berge hoch zu zwingen.

Am Nachmittag dann mit Malpica de Bergantiños die “Costa da Morte” erreicht.

Ausgesprochen attraktive Lage des Fischernestes. Wobei – ich wundere mich immer mehr, dass kaum noch ein Ort entlang der Küste historische Bausubstanz aufweist. Fast ausschließlich Beton-Häuser.
Trotzdem schön.

Schade, dass es bereits Wochenende war. Nix los im Hafen, keine Fischer auf dem Meer. Fisch-Auktions-Halle auch nicht in Betrieb. Hätte ich gerne gesehen.

Unterkunft in Malpica: “Pension Panchito”. Ziemlich neu, im Zentrum. Hat eigentlich Hotelqualität. Moderne und ästhetisch eingerichtete Zimmer. Sehr gutes Café innerhalb der Pension. 25 Euro.
Fahrrad in Hotelgarage (das einzige Hotel im Ort gehört den Geschwistern der Pensions-Besitzerin) – etwa 800m entfernt – untergebracht.

Tag 12 (24.9.2014) / Spanien: Cedeira -> Betanzos

Strecke: 67 km  (9:45-18:45)

Cedeira bei Touranbruch noch in rosa Schlaflicht.

Cedeira
Cedeira

Der Tag versprach schön zu werden. Er hielt es weitgehend ein.
Wieder Berg runter, Berg rauf. Der bisher anstrengendste Verlauf. Immerhin stieg ich kein einziges Mal mehr ab. Bewältigte auch eine Stunde Auffahrt.

Rio-das-Mestas
Rio-das-Mestas

Weitläufige Surferstrände:

Valdoviño

Valdoviño

Schon unterwegs war mir aufgefallen, dass irgendetwas mit meinen Händen nicht stimmte. Ich konnte kaum das Handy aus der Hosentasche ziehen, geschweige denn es richtig halten. Bei Ankunft in Betanzos wurde es immer schlimmer. Ich mühte mich heftig, im Hotel den Empfangszettel richtig zu unterschreiben. Die Zimmertür aufzuschließen gelang mir nur mit der vereinten Kraft meiner beiden Hände. Danach zitterte ich. Erst dachte ich, das sei eine vorübergehende Schwäche. Ich war nach dieser langen BergundTalRackerei reichlich außer Atem und erschöpft. Dann blieb es aber den Abend über. Die Finger gekrümmt als würden sie noch immer den Fahrradlenker umklammern. Ich weiß nicht, ob das ein registriertes Krankheitsbild ist: Lenkerklammer-Haltung. Kenne auch kein eigenes Wort dafür. Es ging auch die Nach nicht weg.

Betanzos

Betanzos übrigens: ein sehenswert schönes Kleinstädtchen mit den wunderbaren galizischen Glasfronten.

Hotel in Betanzos: “San Roque”.  Drei Sterne. In noblem Herrenhaus. Moderne Einrichtung. Mäßiger Service. 50 Euro. Fahrrad im Keller.

Tag 6 (18.9.2014) / Spanien: Villaviciosa -> Cudillero

Strecke:  77 km (9:00-19:00)

Bisher längste Strecke. Verlangte mir viel ab. Mein Körper gewöhnte sich gleichwohl langsam an Strapazen. Dennoch, nachdem ich ja “erst” zu Fuß Deutschland umrundet hatte, zog ich immer noch den Vergleich zur Wanderung. Laufen ist gleichmäßiger. Eigentlich ist es egal, ob es bergauf oder bergab geht. Fast immer hatte ich meinen Fünfer-Schritt durchhalten können (5 Kilometer die Stunde). Ein Berg ist für mich mit dem Fahrrad eine ungleich größere Herausforderung. Das Fahrrad wiegt etwas über 20 kg. Mein Gepäck ebenfalls. Mit anderen Worten – ich rolle 40 bis 45 kg irgendwo hoch. Manchmal, wenn ich tatsächlich schieben musste, fiel mir das beinahe schwerer als im kleinsten Gang zu radeln. Und noch eins: Egal wie mühsam es beim Wandern war – immer hatte ich die Kamera griffbereit, konnte Bildausschnitte suchen. Vom Fahrrad abzusteigen (um zu fotografieren) ist äußerst mühsam. Der Fahrradständer ist zudem zu schwach, er kann das Gewicht nicht halten. Ich brauche also immer einen Baum, eine Seitenplanke, eine Wand, um mein Gerät abzustellen. Und die Kamera ist verstaut. Mit anderen Worten. Die wenigen Schnappschüsse, die ich unterwegs machte, waren eigentlich vom Fahrradsattel aus. Mehr als Totalen brachte ich kaum zustande.

Und noch ein Unterschied: Nach Ankunft muss ich erst einmal ein zwei Stunden verschnaufen, bevor ich Lust habe, das Hotel zu verlassen.

Bin gespannt, ob sich das mal legt.

Egal: Die asturische Landschaft heute wieder traumhaft.

Die meerabgewandte Seite sattes Grün!

In Gijón überlegte ich kurz, ob ich bleiben sollte.

Sehr schöne Lage, reizend restaurierte kleine Altstadt, lang gezogener Stadtstrand.

Ich entschied mich fürs Weiterfahren.
Wenig später – in Avilés – schlug es mich zum erste Mal hin.
Ich war müde. Um abzusteigen muss ich mein rechtes Bein nach vorne dicht an der Lenkstange vorbei über den Rahmen heben. Ich blieb hängen, verlor das Gleichgewicht, konnte die 45 Kilo Ladung Fahrrad und Gepäck nicht mehr ausbalancieren und schlug auf die Straße. Direkt vor einer Arbeiterkneipe. Eine Frau half mir aus dem Staub.
Eigentlich war mir nichts passiert. Ich war nur total schmutzig von der staubigen Straße und hatte fast keine Kraft mehr, das Fahrrad hoch zu stemmen.
Und das vor der versammelten Arbeiterklasse, den Stahlkochern und Kumpels mit ihren tätowierten dicken Armen. Peinlich.
Was für eine Kneipe! Nebenan Industrieschlote und hier das pralle Siesta-Leben. Bier, Sidra und Pintxos. Was man so braucht, um anständig malochen zu können.

Ich unterhielt mich mit einem jungen Stahlarbeiter. Und spürte zum ersten Mal so etwas wie die spanische Krise. Er berichtete mir von Freunden, die alle nach Deutschland ausgewandert sind. Er würde auch gehen, habe aber Angst vor der fremden Sprache.

Hotel in Cudillero: “Sol de la Blanca”. Ein Stern, dennoch sehr luxuriös mit großzügigen Zimmern. Äußerst freundlicher Patrón. 35 Euro. Fahrrad mit ins Zimmer genommen.

Tag 1 (13. 9. 2014) Spanien: Bilbao -> Laredo

DER ANFANG MEINER EUROPA-UMRUNDUNG AUF DEM RADSATTEL IST GEMACHT!

Überlebensgroß

Samstag, 11 Uhr, 13. September. Bilbaos Guggenheim-Spinne spuckte mich an (können Spinnen spucken?) und ich setzte mich leicht angewidert in Gang.

Wobei: Der Anfang war eigentlich gestern. Gestern war ich gegen Mittag in Bilbao angekommen, hatte auf dem Flughafen mein Fahrrad zusammengebaut, alles angeschirrt und war blauäugig Richtung Innenstadt aufgebrochen. Es folgte das Unvermeidliche: Zum ersten Mal auf einer längeren Radtour, keine Ahnung wie hoch baskische Berge sein konnten, nicht genügend Wasser dabei, enorme Mittagshitze, nirgends Schatten und überhaupt keine Vorstellung davon, dass ein Fahrrad mit ziemlich viel Gepäck fast einen Zentner wiegt – und der ist bergauf ziemlich schwer zu bewegen.

Also: Erst den Weg nicht gefunden (es schien als führten nur Autobahnen ins Zentrum von Bilbao), dann extrem steile Waldwege gegangen, Handy-Navi verflucht und Kreislaufzusammenbruch schon ein paar Stunden nach der Ankunft. Komplett! Stundenlang am Straßenrand gelegen und nach Luft geschnappt. In der Nähe war eine Straßenbaustelle und alle halbe Stunde kam ein Arbeiter bei mir vorbei, um zu sehen, ob ich noch zappelte.  Die Fassung nur langsam wiedergefunden. Erst nach Stunden in meinem Hotel angekommen.

Am nächsten Morgen dann los.

Dass ich oft mehr neben dem Fahrrad als auf dem Sattel war, will ich (auch wenn es Steigungen von über 10% waren) nicht verhehlen. Ich kam aber voran.

Stählerne Gefährte
Castro Urdiales
Oriñon
Oriñon
Laredo

Strecke: Bilbao – Laredo  58 km  (11:00 – 18:00)

Spanien: Bilbao -> Laredo

Hotel in Laredo:  “El Cortijo” / 44 Euro / Schöne, freundliche und sehr komfortable Unterkunft. Fahrrad in abgeschlossenem Innenhof untergestellt.