Meer Europa

Schlagwort Archiv: Beton

Tag 291 (20.06.2019) / Finnland: Uusikaupunki -> Pori

Strecke: 86 km (09:00 – 16:15 Uhr)

 

Mit großer Vorfreude radelte ich zunächst nach Pyhäranta. Laut Reiseführer sollte sich dort eine uralte hölzerne Opferkirche befinden – mit sensationeller Innenbemalung. Ich fand das Kleinod nicht, nur einen Steinkoloss, düster über der Ostsee thronend.

Machtdemonstration

Die Innenausstattung protestantisch nüchtern.

Akkurat

Ich zweifelte an mir, bis ich merkte, dass ich den Namen falsch gelesen hatte. Die Opferkirche befand sich in Pyhämaa. Etwa 20 Kilometer entfernt von hier. Wieder einmal hatten mich diese (ähnlich klingenden) finnischen Namen ausgetrickst.

Ich strampelte weiter der Ostseeküste entlang, bekam das Meer aber nur sehr selten zu sehen. Meist blockte Wald die freie Sicht. Ich fuhr ein zwei Stichstraßen zum Wasser. Finnische Idylle pur. In jedem Winkel eine Holzhütte.

Geheimzugang

Vor jeder Hütte ein Anlegesteg für kleine Boote.

Aufgeräumt

Mittlerweile war das Gelände flach – mit nur kleinen Wellen. Ich kam zügig voran. Oft begleitet von herrlich blühenden Wegrändern, meist Lupinen, die Birken- und Nadelwälder einsäumten.

Aufgeblüht
Aufgeblüht 2

Schließlich einen längeren Spaziergang in Rauma gemacht. Ein UNESCO- Weltkulturerbe-Städtchen.

Mit einem bestens erhaltenen Stadtkern aus Holz.

Aufrecht

Schön und überraschend schön leer.

Am Nachmittag dann noch kurz in Schwierigkeiten gekommen. Die Pisten durch den Wald waren extrem grobschotterig. Ich fuhr fast wie auf Treibsand, sank ein. Musste heftig in die Pedale.

Abgebremst

Querte eine Hängebrücke.

Help me make it through

Und landete bald wieder auf geteerter Landstraße, die durch typische, friedlich schlummernde finnische Dörfer führte.

Dorf ohne Mensch

Pori, eine Industriestadt mit 80.000 Menschen, in der ich am Abend Unterkunft fand, verströmte Beton-Charme. Zum ersten Mal sah ich in dem wohlhabenden skandinavischen Land offene Armut und Gruppen von ziemlich abgerissen gekleideten Menschen.

Tag 255 (07.04.2018) / Bulgarien: Baltschik -> Mangalia (Rumänien)

Strecke: 78 km (09:45 – 17:45 Uhr)

Wie soll ich das erklären, ohne nostalgisch zu wirken?
Ich hatte mich kurz nach Baltschik verfahren, war ins “Gebüsch” geraten und entdeckte dort herrliche Katen.

Verblüht

Sie schienen noch gar nicht so lange verlassen. Die Farben noch nicht vollständig verblasst.

Sah so die bulgarische Schwarzmeerküste vor zehn oder 20 Jahren aus?

Verblichen

Nicht, dass es keine Entwicklung geben darf. Keine Modernisierung. Nicht, dass der vergangene Muff nicht ausgemistet werden müsste.

Aber so? So geschichtslos? Nichts Gewachsenes. Nur Beton. Muss man so eine schöne Landzunge zubauen und doch unbehaust machen?

Verpasst

Wenn da Fischer-Katen stünden, Strandbuden, kleine Pensionen, Surfläden, wenn da Kiter, Träumer und Tunixe sich am Strand tummelten? Wegen mir auch vegane Omms und Zehenspitzenyogis. Wär diese kleine Welt da unten nicht besser? Ganzjährig, statt nur von Mai bis September?

Vertan

Als ich wieder oben – auf dem Riffkamm – war und weiter Richtung Osten fuhr, erwischte mich der Sturm. Meine Wetterapp hatte ihn angekündigt, mir aber verschwiegen, dass er heimtückisch war. Er blies mich fast vom Rad. Mehrmals. Er behinderte mich stundenlang. Er machte die Fahrt zur Qual. Selbst als ich längst wieder unten im Tal war, eben fuhr. Ich fühlte mich wie im Windkanal – fixiert – ohne Chance voran zu kommen.

Getäuscht

Gott weiß, wieso ich doch die rumänische Grenze erreichte. Und noch die 12 Kilometer bis zum Kurort Mangalia schaffte.

Unterkunft in Mangalia: Hotel Solymar. Neuer großer Hotelkomplex am Hafen. Schön bunt, modern. Sehr hilfsbereiter Empfang. (Fahrrad in Abstellkammer gezwängt. 31 Euro (ohne Frühstück).

Tag 192 (18.04.2017) / Spanien: Palomás -> Collioure (Frankreich)

Strecke: 114 km (10:15 – 20:45 Uhr)

Vielleicht wollte sich Spanien zum Abschied noch einmal von seiner sympathischen Seite zeigen. Ich rollte Richtung Frankreich, etwas von der Küste versetzt. Es begann mit einen sehr schönen Feldweg.

Flachweg

Ich kreuzte Bäche …

Bachweg

… und ließ mittelalterliche Dörfchen links liegen.

Burgweg

Bog auch mal ab. Und tauchte ein.

Marktplatzweg

Am frühen Nachmittag trank ich einen Wein in der einzigen Bar eines Dorfes. Als ich zahlen wollte, konnte ich mein Portemonnaie nicht aus der Gesäßtasche ziehen, der Reißverschluss klemmte. Ich bekam ihn auch mit Gewalt nicht auf. Die Wirtin bemerkte es, und machte sich resolut an meinem Hintern zu schaffen. Sie bekam den Geldbeutel irgendwann frei. Und sie gab mir noch einen spanisches Sprichwort mit auf den Weg: “Más vale maña que fuerza!” (Mit Geschicklichkeit kommst Du weiter als mit Kraft.)

Kurz: Im Hinterland war Spanien ganz Provinz. Unverstellt. Angenehm.

Sogar die Küstenbebauung nahm leicht ab.

Kieselweg

Dann aber schien es, als stemmte sich das Land dagegen, dass ich es verließ. Steil ging es bergauf. Dazu jazzte ein frontaler Wind, der schon Sturm war. Zigmal musste ich vom Rad, um nicht umgeblasen zu werden.

Ich nahm mir die Atempause, um  kurz  Bilanz zu ziehen nach etwas mehr als 2.000 Kilometern spanischer Küste, die ich rauf und runter gefahren war. Auch wenn am Schluss mein Aufmerksamkeitsmuskel fast vollständig zugemacht hatte. Auch wenn ich immer mehr Wut angesammelt hatte auf das architektonische Desaster der Mittelmeerküste: Ich liebte dieses Land. In jeder Bar wurde ich gut empfangen, in (fast) jedem Restaurant gab es hervorragendes Essen, an jeder Hotelrezeption wurde ich interessiert befragt. Großzügigkeit war überall zu spüren.  

Eine letzter Blick zurück – auf Portbou – und auf Spanien.

Steilweg

Nach dem Pass öffnete sich Frankreich vor mir.
Mit verlassenen ehemaligen Zollhäuschen.

Ach wie schön grenzenlos ist Europa

Und mit einem Wahlplakat von Marine Le Pen. Die Europahasserin und -zerstörerin wirbt für sich als neue Präsidentin der Grande Nation direkt an der Grenze zu Spanien. Am Sonntag sind Wahlen.

Blonde poison

Der Gegenwind steigerte sich fast zum Orkan, aber die Pyrenäenausläufer wurden langsam sanfter. Und: Es fehlten die weißen Pünktchen in den Bergen. Nirgends weißgetünchter Beton wie an der spanischen Küste.
Eine Augenweide.

Vive ...!

Mit Anbruch der Dunkelheit in Collioure eingefahren.

Unterkunft: Hotel Le Frégate. Sehr schön gelegen (Hafennähe). Sehr angenehmer Empfang. Fahrrad in Empfangshalle abgestellt. 65 Euro (ohne Frühstück).

Tag 191 (17.04.2017) / Spanien: Barcelona -Palomás

Strecke: 121 km (09:30 – 20:00 Uhr)

Selten glückt es mir, leicht aus einer Großstadt herauszufinden. Diesmal bin ich nur der Strandlinie gefolgt – und schon war ich draußen.
Danach 40, 50 Kilometer das Übliche: Rechts der langgezogene Sandstrand (manchmal mit kleinen Dünen). Links Haus an Haus. Eigentlich hatte ich immer das Gefühl in einer Stadt zu sein, obwohl Barcelona schon lange hinter mir lag. Aber es war Provinz. Einstige Fischer-Siedlungen, die zu einem Riesen-Straßen-Dorf zusammengewachsen waren.

Ab und zu ein paar schöne Ecken. Ab und zu auch ein paar Nacktbadestrände.

Unkleidsam?

Ich wählte auch nach dieser architektonischen Durststrecke absichtlich die Küstenstraße, um zu meinem Ziel, Palomás, zu gelangen. In der Hoffnung, noch ein wenig Natur zu atmen. Meine Karten-App hatte schwieriges Gelände angezeigt, aber Natur. Und in der Tat führte die Straße die letzten 3 Stunden in anstrengenden Serpentinen durch eine zerklüftete Berglandschaft.

Ich lag dennoch falsch. Der Betongeruch überlagerte das Kiefernaroma. Keine Kurve, hinter der der Blick nicht völlig verbaut war.

Unwegsam? Wegsam?

Und doch ein Höhepunkt der Reise: Bilderbuchlandschaft bei Tossa de Mar.
Ein Foto, das es wohl millionenfach gibt. Von einem Aussichtspunkt der Panoramastraße. Kein Tourist, der hier nicht hält und sein Handy zückt. Ich reihte mich in die Warteschlange ein.

Unwirklich?

Spektakuläre Runtersichten.

Untypisch?
Blaue Lagune

Junge, Junge, wie schön könnte das alles sein. Wen soll man eigentlich schlagen? Franco? Spanische Politiker, die sich von Baufirmen korrumpieren ließen? Tourismusmanager? Die Touristen selbst?

Müde Ankunft in Palomás. Wenigstens dieses Städtchen hatte ein wenig Charme.

Unglaublich?

Unterkunft: Hotel Trias. In Hafennähe. Modernisiertes Traditionshaus. Sehr schöne große Zimmer. Sehr freundlicher Service. Fahrrad in Garage untergebracht. 65 Euro (mit Frühstück).

Tag 186 (12.04.2017) / Spanien: Dénia -> Valencia

Strecke: 95 km (10:00 -19:00 Uhr)

Über weite Strecken fuhr ich die alte Landstraße, die, meist ein wenig ins Innere versetzt, die Küstenlinie nachbildete.

Rollweg

Orangenhaine prägten die Gegend. Oft mit Direktverkauf.

Der Horizont war mit scheußlicher Architektur zugekleistert. Die gesamte Strecke. Kilometer für Kilometer.

Betonierter Horizont

Kam ich mal ans Meer, fragte ich mich, wie jemand einen solchen Urlaub überhaupt aushalten kann. Vom Hotelbett an den übervölkerten Strand ins überlaufene Restaurant an die übervolle Strandbar zurück ins ausgebuchte Hotel.

Selbst aus den Autos mit geschlossenen Fensterscheiben drang penetranter Sonnencremegeruch.

Ich hatte das Gefühl, dass mehr Einheimische als Ausländer an der Costa Blanca ihren Oster-Urlaub verbrachten.
Manchmal hörte ich ihren Gesprächen zu.
Spanier reden morgens darüber, was sie mittags essen wollen, und diskutieren am Nachmittag über das Abendmenü.
Deutsche sprechen den ganzen Tag von irgendwelchen Schnäppchen.
Und ich? Ich murmelte unterwegs unablässig mein Reise-Mantra: “Kilometer fressen Kräfte auf”.

Ich war froh, heute ein wenig versetzt zum Trubel radeln zu können.
Ich hatte sogar Zeit, mich in Nichtigkeiten zu vertiefen.
So war ich am Morgen durch eine tiefe Pfütze geradelt und hatte mir die Füße klatschnass gemacht. Meine Strümpfe trockneten nicht. Trotz 20 Grad Frühlingswärme und den ganzen Tag Sonne. Das beschäftigte mich über Stunden.

Selten mal etwas anderes als Felder. Eine fast naturbelassene Flussmündung.

Süßwasserhaus

Sonst waren auch Bach- und Flussufer in Siedlungsnähe meist ausbetoniert.

Süßwasserverbauung
Unverbaut

15 Kilometer weiter schon die drittgrößte Stadt Spaniens: Valencia. Ihr geht der Ruf voraus, ein häßliches Industriemonster zu sein.

Ich sah aber viel Schönes und Interessantes.

Schön gebaut
Youtube-Dance

In der Altstadt wurden, für mich überraschend, früh die Bürgersteige hochgeklappt.

Obwohl hungrig angekommen, sah ich mir in einem irischen Pub erst die beiden Championsleague Spiele (Dortmund/Monaco und B. München/Real Madrid) an. Anschließend suchte ich ein Lokal, um die berühmte valencianische Paella zu genießen. Nichts wurde aus der Idee. Ab 23 Uhr war überall die Küche geschlossen. Sehr ungewöhnlich für Spanien.

Kunstvoll

Ich sättigte mich mit Bellota-Schinken und reichlich Wein.

Unterkunft: Hotel Villacarlos. Im Zentrum. Modern ausgestattet. Zuvorkommender Service. Gut. (45 Euro ohne Frühstück). Fahrrad in Abstellkammer untergebracht.

Tag 185 (11.04.2017) / Spanien: Alicante -> Dénia

Strecke: 108 km (10:15 -19:00 Uhr)

Copacabana-Flair am Hausstrand von Alicante. Schon früh am morgen füllte sich der Beach.

Frühlings-Beach

Schön herausgeputzt für die Festtage.

Bunt-Beach

Spektakuläre Bergwelt als Strand-Hintergrund.

Schirm-Beach

Ich hatte mir vorgenommen, heute die halbe Strecke nach Valencia zu schaffen. Fuhr die “Costa Blanca” ab. Weitestgehend eine Betonwüste.
Nur selten mal ein Kleinod. Ein Winzausschnitt, der ahnen lässt, dass es hier – vor der Franco’schen Bauwut – einmal schön gewesen war.
Villa Joiosa.

Durchgeblickt

90 Prozent von Benidorms Hotels sind laut Lokalzeitung in der Osterwoche bereits ausgebucht.
Die Einfahrt in das Touristenmonster wie eine Ankunft in eine Kopie amerikanischer Vorstädte.

Wer kommt mit dem Bicycle?

Den Strand schöner fotografiert als er ist. Überhaupt fällt es mir schwer, so dokumentarisch zu knipsen, dass die volle Hässlichkeit sichtbar wird.
Ich suche meist das Harmonische, Exotische und Interessante im Ausschnitt.

Pink Point

Der Ausschnitt verfälscht.

Yellow friend

Nichts war hier schön.
Es gab drei Gründe, warum ich heute für den Tag dankbar sein kann:
1) Der Himmel ist mir nicht auf den Kopf gefallen.
2) Kein Polizist hat mich angehalten.
3) Ich habe in Altea ein exzellentes Ceviche (Corvina, Mango) gegessen.

Gab es einen Grund in Benidorm zu bleiben?
Zur Hölle NEIN! Nicht mal für ein kurzes Bier.

Aber wenigstens wellte das Meer hier so blau wie überall.

Blue sea

Welch ein Jammer: absolut fantastisches Küstengebirge. Alles mit Häusern zugekleistert.

Gibraltar Kopie

Gar nicht so spät Dénia erreicht.

Burg + Hafen = Hafenburg

Unterkunft: “Hotel Adsubia”. Moderner Klotz am Rande der Altstadt. Winzzimmer. Sehr freundlicher Empfang. Fahrrad in Garage abgestellt. 40,50 Euro (mit Frühstück)

Tag 177 (03.04.2017) / Spanien: Rincón de la Victoria -> Salobreña

Strecke: 78 km (09:30 – 17:30)

Meine Beine streikten. Sie hatten alle Kraft verloren. Schon bei der leichtesten Steigung hatte ich Lust vom Rad zu steigen und das Ganze zu lassen.
Es gab viele Steigungen.

Und dann war ich seltsam spanienmüde. Oft hatte ich das Land bereist. Kaum etwas überraschte mich noch. Die Tour, die mich gerade um die iberische Halbinsel leitete, barg selten noch ein Korn Entdeckungsenthusiamsmus.

Ich merkte es komischerweise daran, dass ich immer weniger meinen Fotoapparat auspackte. Und wenn, schoss ich völlig uninspirierte Standard-Fotos.

Tja, schon am Morgen musste ich mich zwingen, den Auslöser am  Strand von Rincón de la Victoria zu drücken.

Frühsport

Unterwegs auch. Sogar, als mir klar wurde, dass die Costa del Sol nicht nur aus Beton besteht, sondern durchaus einige schöne Buchten und sogar fast naturbelassene Strände hatte.

GrauBraunSand

Klar der Beton überwog. Der “Balkon Europas” in Nerja selbst in der Vorsaison hoffnungslos von Briten und Deutschen überrannt. Da wirkte schon eine kleine Bucht, in die die fußfaulen Touristen nicht hinunterlaufen wollten, wie eine Natur-Oase.

Zerklüftet

Klar, dass auch die Spanier mit ihrer Immobilienblasensucht jedes noch so kleine Fischerdorf in eine sommerliche Bettenburg verwandeln.

Zersiedelt

Aber: Es gab auch die stillen Strände …

Eingezwängt
Eingefasst

… die “einsamen” Fischer im Meer.

Ausgeladen

Und die spektakulär gelegenen Ortschaften in den Felsenküsten.

Hochbau

Genau hier machte ich Stopp. Ziemlich am Ende meiner Tageskraft.

In der Ferne trugen die Höhen der Sierra Nevada noch Schneekappen.


Während hier am Strand von Salobreña Palmen im lauen Abendwind grünten/braunten.

Ich setzte mich am Strand fest.

Warten auf den Sonnenuntergang
Da iss er

Ließ den Tag verglühen.

Unterkunft: “Hostal Jaíma”. In der Altstadt. Sehr freundlicher Familienbetrieb. Empfehlenswert. Fahrrad in Garage untergestellt. 38 Euro ohne Frühstück.

Tag 127 (17.04.2016) / Italien: Cirò Marina -> Le Castella

Strecke: 65 km (10:00 – 15:30)

Nach den Gewalttouren der letzten beiden Tage waren meine Beine weich wie Pudding.
Schon beim Losfahren spürte ich, dass das heute nicht lange gehen konnte.

Zum Glück war es am Anfang wieder platt. Mal ein paar Schafherden auf den Wiesen.

Schafebene
Der Schafskopf ist der Hirte

Sonst nicht viel.

Ab und zu großformatige patriotische Plakate.

Nationalstolz

Immer wieder übergroße Jesus und Maria- Bilder.

Glauben, Essen, Hoffen

Am frühen Nachmittag dann noch mal eine kurze aber heftige Anstrengung.
Kampf gegen einen Berg und frontalen Wind (der in satten Böen daherkam).
Gräser, Sträucher und Bäume beugten sich – und auch ich machte den Buckel krumm.

Dann bergab in einer langen Abfahrt an die Küste – zu einem kleinen Ort: Le Castella.

Er hat – wie er schon heißt – eine vorgelagertes kleines Kastell …

Schwimmende Burg

… und sonst eigentlich das Übliche: Betonhäuser. Nichts Schönes. Gleichwohl war der Ort ziemlich rummelig. Ich konnte es mir nicht erklären. Kastelle, Burgen und alte Steine gab es an der Küste zuhauf. Nirgends war aber derart viel los wie hier.
Es freute mich, mal nicht allein zu sein.
Abends sensationell gut gegessen – in einer etwas versteckt gelegenen Fisch-Trattoria.

Unterkunft in Le Castella : “La Calabrese”. Nettes kleines Hotel. Zuvorkommender Service. Räume stilvoll eingerichtet. (40 Euro mit Frühstück.)  Fahrrad in Hof untergebracht

Tag 126 (16.04.2016) / Italien: Lido di Policoro -> Cirò Marina

Strecke: 146 km (09:30 – 20:00)

Lido di Policoro war wirklich keinen Besuch wert. Ein Retortenort, zu dieser Jahreszeit völlig unbehaust. Ich wüsste keinen Grund, das Nest noch einmal zu besuchen.

Keine Westernkulisse

Und trotzdem war an diesem Platz über Nacht ein kleines Wunder geschehen. Die Autobahn (an der ich gestern fast noch gescheitert wäre) blieb zwar Autobahn und für Fahrräder verboten: Aber plötzlich war die Extra-Service-Spur wieder da.
Ich hatte freie Fahrt.
Die erste Stunde des Tages radelte ich fröhlich pfeifend durchs Land. Die Berge rückten immer näher an die Küste heran.

Palmenberge

Und in den Bergen lagen auch die interessanteren Orte.

"Rocca Imperiale" nennt sich wenig unbescheiden dieser Ort

Ich nutzte die freie Fahrtmöglichkeit und machte Kilometer. Fast die gesamte Strecke reihten sich an der Küste kleine Retorten-Städtchen aneinander. Badeinseln im Sommer. Die restliche Zeit eingemotteter Beton.

Ich hielt nur an, wenn es wirklich etwas Interessantes zu sehen gab (und das geschah nicht oft).

Ein Juwel dieses mittelalterliche Kastell auf einer Miniklippe am Capo Spulico.

Dominante Bäume
Wußte nicht, ob ich den Horizont oder die Senkrechte als stürzende Linie legen sollte

Es war bereits dunkel, als ich Cirò Marina erreichte.

Fast alle Siedlungen entlang der Küste sind Ableger eines Dorfes, das in den Bergen liegt.
Cirò ist ein bekannter Weinort in den Bergen. Weit unten hat er ein “Strand-Gebiet”, das nennt sich dann Cirò Marina.
Das hatte wenigstens so etwas wie einen eigenen Kern – und erkennbar auch Leben außerhalb der Saison.
Zudem gab es einen Ableger eines Weingutes.
Ich testete ausführlich dessen süffigen Säfte.

Unterkunft in Cirò Marina : “Hotel Miramare”. Moderner Einheitsbau. Große Zimmer. War praktisch völlig leer. (51 Euro mit Frühstück.)  Fahrrad in Kammer untergebracht.

Tag 117 (07.04.2016) / Italien: Pescara -> Campomarino

Strecke: 107 km. (09:15 – 18:45)

Der nächste Kilometer-Fress-Tag!

Ich fuhr früh drauf los. Ein Fahrradweg führte aus Pescara heraus.

Dunstlicht

Und dan immer entlang der Landstraße SS16, der ich schon lange folgte. Sie hatte einen ausgebauten Seitenstreifen, der ziemlich sicheres Fahren ermöglichte.

Langsam verließ ich diese Betonwüsten, die mich fast hatten vergessen lassen, wie es ist, durch Natur zu fahren.
Jetzt gab es immer wieder auch eine kleine Überraschungen: eine Landzunge,

Gelblicht

eine lang-gezogene Mini-Steilküste,

Graulicht

kleine Weingüter, die sich Hügel hinaufwanden

Grünlicht

oder Städtchen, die sich gegen das Meer einmauerten.

Sandlicht

Das hätte bei Lichte gesehen einigen Charme gehabt.
Aber Licht gab es nur im technischen Sinne (es war nicht dunkel).

Ich fuhr einfach so lange ich konnte – und landete am Abend in einem unscheinbaren Dörfchen, das immerhin eine B&B Unterkunft hatte: Campomarino. Das eine Restaurant, das es gab, hatte geschlossen.
Auch egal.
Wieder über 100 Kilometer geschafft.

Unterkunft in Campomarino: “B&B La Casa del Nono”. Zentrum. Sehr schönes, gepflegtes Haus. Zimmer geschmackvoll und groß. Riesenbad. Netter Empfang. (42 Euro mit Frühstück.) Fahrrad in Zimmer untergebracht.