Meer Europa

Schlagwort Archiv: Kaffee

Kulinarisches Brevier: Norwegen 1

Ich hoffe, dass ich beim nächsten Mal (wenn ich die Schlussetappe in Norwegen fahre) mehr über norwegische Essensgewohnheiten, über Spezialitäten und die Qualtität der Restaurants sprechen kann. Viel zu selten hatte ich dieses Mal Gelegenheit, in Gasthöfen einzukehren. Und die Supermärkte unterwegs boten kaum Besonderes. Mangels Alternative musste ich mich oft von Konserven ernähren. Thunfisch in Öl oder in Tomatensoße eingelegte Makrelen: Mehr als einmal griff ich zu. Es schmeckte. Nur norwegischen Filter-Kaffee (allgegenwärtig) kann ich langsam nicht mehr ab. Zum Aufwachen ganz gut. Aber kein Genuss.

Alkohol: In den Restaurants und Bars fast unerschwinglich. Ein Lager oder Pis (0,4l) fängt bei ca. 9 Euro an, geht aber auch schon mal bis 12 Euro. Ein Glas Wein (0,12 l) ca. 10 Euro – der Preis steigt rasant mit der Qualität. 15 Euro für einen Schluck guten Sauvignon Blanc – nicht ungewöhnlich. Dosenbier gibt es in Supermärkten zu kaufen (ca. 3 Euro.) Wein dagegen nur in staatlichen Alkoholshops (Vinmonopolet).

Die sind auf dem Land aber eher selten. Eine Flasche durchschnittlicher Côtes du Rhône liegt bei ca. 12 bis 13 Euro.

Und ja: Gebäck ist in Norwegen richtig klasse. Ob Brot oder Zimtbolle.

Das macht Spaß.

Lakselv

Hotelrestaurant “Porsanger Vertshus

Pasta mit Hühnchen.
Anständig.

Repvag

Hotelrestaurant Repvag

Dorsch in Teigmantel
(Polnische Art)
Etwas trocken, aber ausgesprochen gut. Fisch auf den Punkt gegart. Gebratene Kartoffeln waren knackig und (Gottseidank) nicht ölig.

Tromsö

Restaurant “Fiskekompaniet”, am Hafen
Von meinem Reiseführer hochgepriesenes Fischlokal. Jedoch völlig enttäuschend.

Fish Soup
white fish, smoked salmon, mousseline, bottarga
Baked Bacalhau
tomato purèe, saffron risotto, olive-tomato and caper salsa

Sowohl Fischsuppe als als auch Kabeljau. Koch hatte u.a. komplett Salz vergessen. Wusste auch nicht, was würzen sonst heißt. Eigengeschmack wog das nicht auf. Hatte keine Lust, mich zu beschweren. Hätte es aber tun sollen/müssen.

Finnsnes

Hugo’s Pub

Eintopf mit gepökeltem Rentier
Kraut und Rüben. Sättigend. Mehr nicht.

Gratangen

Hotelrestaurant “Fjell Gratangen”
Endlich mal ein Koch, der sich anstrengte. Ich war spät gekommen (eigentlich nach Küchenschluss). Aber der nette Koch wärmte noch ein paar Reste auf. Dafür wirklich köstlich.

Pulled Rentier und Lachspaste auf Brot.
Gebratener heimischer Lachs

Mascarpone-Creme

Narvik

Bude mit Terrasse “Arild’s Grillbar”, Zentrum

Beef-Wrap
Mit allem
Gut.

Kobbelv

Restaurant “Kobbelv Vertshus”

Moose “karbonade” dinner
(Served with mushroom, onion sauce, fried potatoes, vegetables)
Das Rentier-Hacksteak war saftig. Wieder war ich überrascht über den feinen und zarten Geschmack von Rentierfleisch. Der Rest: na ja.

Ornes

Hotelrestaurant “Ornes

Panfried cod tongues from Rost
(Served with cooked potatoes, sour cream dressing and salad)
Fischgeschmack ging in der Panade völlig unter. Schade.

Trondheim

Restaurant “Folk og Fe
Sehr ambitioniertes Lokal an der historischen Brücke Gamle Bybro, das wahlweise ein 3 oder 6 Gänge Menü anbietet. Fast täglich wechselnde Menüfolge. Köche pflegen eine experimentelle nordische Gorurmetküche.

Vor “Schreck”,
endlich einmal exzellent zu essen, habe ich vergessen, mir Notizen zu machen und bekam das 3 Gänge Menü dann später auch nicht mehr richtig zusammen. Schon die Vorspeise
(Seeteufelcreme mit Kartoffelchips)
hatte eine solche Vielfalt an Aromen, dass ich fast überfordert war. Die Hauptspeise
(Gebratener Seehecht)
war samt butterzarter Soße unbeschreiblich. Mir ein Rätsel, wie man so eine krosse Haut hinbekommt, ohne dass sie verbrannt schmeckt und ohne, dass das Fischfleisch übergart wird.
Und dann das schmelzige
Nusseis
Irre!

Ich war kulinarisch wieder versöhnt mit Norwegen 🙂

Trondheim

Restaurant “Baklandet Skydsstation
Man muss nur in die Stadt gehen und schon hat man eine Riesenauswahl an guten Lokalen. Am zweiten Tag in Trondheim besuchte ich den Platzhirsch der lokalen Küche. Exzellente Hausmannskost.

Ob intensive und leicht scharf gewürzte
Fischsuppe
(Red tomato-based soup
w/ salmon, pollock, shrimp, carrots, celery, herbs. Bread and butter)
oder der Klassiker
Rentiergulasch
(Wild reindeer casserole in a delicious rich sauce with onions and mushrooms. Served with potatoes, crisp mixed salad, wild cranberries and flatbread).
Das war Gasthausküche at it’s best! Ganz zu schweigen vom
Hausgemachten Kuchen
(cheescake with blueberry sauce)
Kriegt man besser nicht hin.

Tag 316 (15.07.2019) / Norwegen: Ornes -> Nesna

Strecke: 150 km mit dem Fahrrad. 

Dazu 3 Fähren mit ca. 44 Kilometern. (07:15- 00:30 Uhr)

Fährentag. Kurz nach 7 Uhr in Ornes auf das Schiff, das mich (und zahlreiche Autos) nach Vassdalsvik brachte.

Ein Schiff wird kommen

An Bord wollte ich schnell einen Kaffee trinken. Aber der Automat akzeptierte keine Visa-Karte. Nur Münzen. Zum ersten Mal überhaupt, seit ich in Norwegen unterwegs war, wurde Cash verlangt. Hatte natürlich kein Kleingeld. Also kein Aufwachkaffee.

32 Kilometer geradelt, schon wartete die nächste Auto-Fähre. Ein Haifisch-Monstrum. Irrsinnig – wie viel Geld Norwegen in die Brücken- und Fähren-Infrastruktur steckt. Aber anders ist dieses Insel-, Halbinsel-, Berg-Land nicht zu erschließen.

Wo hat der Haifisch seine Zähne?

Die Sonne kämpfte über der Wolkenschicht, um mich Norwegenfahrer zu grüßen und auch ein bisschen aufzuwärmen. Bekam aber kein Licht-Strählchen durch die grauweiße Totalblockade. Ich fror.

Erst heute fiel mir auf, dass das Meer in Norwegen nicht rauschte. Die Fjorde seenhaft ruhig.

Kann man Stille hören?

Alles, was ich hörte, war das summende Rollen meiner inzwischen völlig abgefahrenen Fahrradreifen.

Gibt es für jede Farbe einen Code? Wie unromantisch

Bizarre Spiegelungen an den Fjordenden. Ich hatte das Gefühl jeden einzelnen Fjord Norwegens auszufahren.

Gibt es für jede Stimmung ein Wort?

Schon bald wartete die dritte Fähre. Von Jektvik nach Kilboghamn. Sie fuhr lang.

Wieso wird Dampf zum lauten Ton?

Und kreuzte genau hier, an diesem grau-grünen Berglein den nördlichen Polarkreis.

Eine Weltkugel am fernen Ufer zeigte den genauen Punkt an.

Das halbe Schiff stapfte auf Deck, um sie (den weit weit entfernten “Punkt” auf der gegenüberliegenden Küstenwiese) zu fotografieren.

Dann noch mal 90 Kilometer bis nach Nesna. Ich hatte auf dem dortigen Campingplatz angerufen und gefragt, ob es noch ein Zimmer oder eine Hütte gäbe. Treffer. Das Problem: Die Rezeption schloss bereits um 19 Uhr, ich aber war noch 60 Kilometer entfernt und es war bereits 18:30 Uhr. Der Rezeptionist war supernett. Sagte, er würde die Tür zu dem Zimmer offen lassen und den Schlüssel aufs Bett legen. Ich solle mir keine Sorgen machen. Machte ich mir nicht.

Und (ich wiederhole mich) wieder hatte der Tag die höchste Schwierigkeit bis zum Schluss aufgehoben. Es ging steil auf rund 350 Meter hoch. Die meiste Zeit (1 Stunde) schob ich. Hatte keine Kraft mehr.

Auf dem Pass Stille Stille Stille. Kein Zikadenlärm (gibt’s hier gar nicht), kein Fledermausgefiepe (gibt’s hier gar nicht?), kein Eulenflügelschlag. Nichts. Stille. Die Sonne war untergegangen. Endlich wieder so etwas wie Nacht, auch wenn der Horizont feurig glühte.

Wieso ist die Welt so schön?

Unter mir lag Nesna

Ich musste nur noch rollen lassen.

Keine Fragen mehr

Und kam nach 150 Kilometer Strampeln eine habe Stunde nach Mitternacht an. Grandios erschöpft.

Tag 297 (26.06.2019) / Finnland: Oulo -> Kemi

Unter gut gelaunten Menschen

Glück?

Am frühen Morgen aufm Markt in Oulu ein gutes Frühstück (Filterkaffee, Croissant, Krapfen und ein mit geräuchertem Lachs belegtes Brot).

Aus dem Hintergrund melancholiert dazu ein Straßenmusiker finnischen Tango auf seiner Quetschkommode.

Ich bat ihn um ein Lied für mich!

Dazu viel Sonne und eine völlig unaufgeregte Stimmung. Das ist Glück. Morgenglück!

Die Finnen beeindrucken mich mit jedem Tag mehr. Das manchmal Kolosshafte ihrer Statur ist grobe Tarnung für eine feine Seele. Sentimentale Charaktere. Aber nicht selbstbezogen – sehr empathisch.

Ich schlenderte noch ein wenig über den Markt…

Sonnengeschützt

… der von einem aufmerksamen Polizisten freundlich bewacht wurde.

Konzentrierter Argusblick

In den Ständen: Was die Wälder und Felder der Umgebung eben so hergaben.

Das deftige und rustikale Mittagessen wurde ebenfalls schon vorbereitet.

Da muss man nicht viel zaubern

Der Weg dann nach Kemi – dort wo der Bottnische Busen endet: langweilig.

Strecke: 109 km (09:30 – 18:45 Uhr)

Immer der Bundesstraße E8 folgend. Alle 40, 50 Kilometer gab es (wie meist unterwegs) eine Grillbude, in der ich mir diesmal mein Mittagsbier besorgen konnte.

Finnische Farbenfreude

Rast legte ich häufig auch an Bushaltestellen ein – mit ihren einladenden Holzhäuschen.

Ein Schild zeigte an, dass ich ab jetzt in Lappland war.

Und schon bald landete ich in meinem ersten lappländischen Städtchen: Kemi.

Musen-Zeit

So leer, so langweilig. Aber zum letzten Mal sah ich die Ostsee. Ab morgen würde ich ab ins Landesinnere kurven. Ich nahm Abschied.

Tag 289 (18.06.2019) / Finnland: Karuna -> Turku

Strecke: 44 km (10:15 – 13:30 Uhr)

Früh losfahren ging nicht. Meine Wirtin war immer noch mit Vorkochen beschäftigt. Sie hatte mich gewarnt: Frühstück frühestens um 9 Uhr. Und dann tischte sie alles auf, was die Küche so gebunkert hatte: Biojoghurt, Biowurst, Früchte (wohl eingeflogen), frischaufgebackene Brötchen, selbstgemachte Marmelade, Filterkaffee, O-Saft und und und … Und ich aß nur den Joghurt samt aller Früchte und trank literweise Kaffee. Damned.

Ich hatte beschlossen, eine kurze Etappe zu fahren. Noch muss ich mich schonen, die Nebenhöhlen knirschen und knarzen gewaltig. Also nach 3 Stunden Strampeln Turku angeschaut und gebucht.

Hippe Cafés, schicke Restaurantboote, Jazz for free in einem beliebten Fischrestaurant an der Uferpromenade des Aurajoki. An manchen Stellen wirkte das Ostsee-Städtchen mit seiner Holzbautenarchitektur und mit seinen mit mediterranen Farben ausgepinselten Fassaden fast italienisch heiter.

Schnurstracks

Nur die Kirchenbauer setzten konsequent auf Nordisch-Klinker.

Selbst die Städte und Städtchen in Finnland sind grün – als könne sogar ein Stadt-Finne nicht auf ein bisschen Vor-der-Tür-Wildnis verzichten.

Restaurantschiffe aufgereiht

Tag 286 (15.06.2019) / Finnland: Helsinki – Start mit Pausentag

Um Mitternacht angekommen (es dämmerte grad). Musste dem Taxifahrer, der mich vom Flughafen zum Hotel in Helsinkis Innenstadt fuhr, zeigen, wie man  den Innenraum seines Wagens zerlegt, damit mein verpacktes Fahrrad in sein Vehikel passte. Er ließ es mit meinem Versprechen geschehen, die Karre nach Ankunft wieder in seinen ursprünglichen Zustand zurückzuversetzen. 

Vor 30 Jahren war der freundliche und redefreudige Mann aus Bangladesch nach Finnland ausgewandert. Etwa 2.000 ehemalige Landsleute leben – so erzählte er – mittlerweile im Großraum Helsinki. Er selbst fühle sich als Finne. Überhaupt gäbe es nur wenige Migranten im Land. Um so wichtiger sei es, der EU nicht zu folgen – behauptete er – und nicht noch mehr Ausländer hereinzulassen. Das würde die politische Stimmung in Finnland nur weiter nach rechts treiben – meinte er. Und ich wunderte mich, wie oft ich schon diese Geschichte vom Boot, das voll sei, auch von Migranten erzählt bekommen habe.

Ich richtete dem guten Herrn seinen Taxi-Innenraum wieder picobello her.

Am nächsten Tag Helsinki erkundet (war die Sonne eigentlich in der Nacht untergegangen?). Um aufrichtig zu sein: Ich hab – mal Kaffee, mal Bier trinkend – eigentlich nur auf dem Markt, in der Markthalle, an den Schiffsanlegestellen, am alten Hafen und auf der Esplanade herumgelungert.

Hochzeitstag

Vor den Ausflugsbootanlegestegen (schönes Wort!) drängelten sich die unterschiedlichsten Hochzeitsgesellschaften.

Mal hipp finnisch-asiatisch, mal gestylt unternehmerberaterisch – alle Hochzeitsgäste bestens sonnengelaunt.

Schöne Menschen.

Fotografiert sie oder kontrolliert sie die Schminke?

Glücklichste Finnen (sagt zumindest der Weltglücksreport der bescheidwissenden United Nations (UN)).

Kuss am Pier
Der letzte (Möwen)Schrei

Die Stadt nicht voll – aber mit (Tages?)Besuchern gut gefüllt.

Über (fast) allem thront der Dom

Und die Hälfte der Touristen (immerodernurheute?) Asiaten. Fast nur in Gruppen. Nur einige wenige Solisten.

Fernweh?

Direkt am Hafen der zentrale Markt.

Finnisches Gewusel

Ebenfalls die traditionsreiche Markthalle.

Mit einem professionellen Trinkgeldeintreiber.

Immer freundlich und todernst

Und natürlich mit allem, was die finnische Wildnis hergibt. (Im Ergebnis: gemeuchelte und verwurstete, eingedoste Rentiere.)

Konservenkunst

Tag 231 (14.03.2018) / Griechenland: Agiokampos Porto -> Volos

Strecke: 78 km (08:00 – 16:00 Uhr)

Ein paar Pendler “bevölkerten” die Kantine der Fähre. Oben – obwohl schönstes Morgenwetter – war ich mit dem Himmel allein.

Leergut

Eine halbe Stunde – und ich betrat in Glifa wieder griechisches Festland. Noch schnell einen Kaffee getrunken (hier lieben sie ihn parfümiert mit Vanille) – und ab.

Von nun an ging's bergauf (Blick zurück)

Der Südosten Thessaliens eher dünn besiedelt. Landwirtschaft, Fischerei, Tourismus – und stimmungsvolle Runterblicke.

Mittagsglut

Herrliche naturbelassene Olivenhaine mit explodierendem Blüten-Rot.

Lieblingsrot

Relativ früh in der rausgeputzten Provinzhauptstadt Volos angekommen. Jung, studentisch, rammelvolle Promenaden.

Angekommen

Unterkunft: Hotel Elektra. Stadtzentrum. Etwas in die Jahre gekommen, aber völlig in Ordnung. Fahrrad in Abstellkammer untergebracht. 43 Euro (mit Frühstück).

Tag 207 (25.09.2017) / Italien: Santa Margherita Ligure -> Portofino und zurück

Strecke: 10 km (09:00 – 12:00 Uhr)

Ruhetag.
Ausgiebig gefrühstückt und mit Hilfe deutscher Zeitungen (die es frisch gab!) die Bundestagswahl analysiert.
Schönes Santa Margherita. Still, ruhig, mondän.

Frühmorgenflau

Dann 5 Kilometer zur Berühmtheit Portofino geradelt. Grandiose Meersichten unterwegs.

Stoned

Portofino um 10 Uhr morgens fast noch unberührt.

Frührot

Meist war ich allein auf meiner Treppentour zur hochgelegenen Burg.

Yachtweiß

Protzyachten vor der schönsten Kulisse Liguriens.

Kesselblau

Haben vor hunderten von Jahren die Dorfgründer hier gebaut, weil sie um die Schönheit des Ortes wussten? Oder ging es ihnen nur um die geschützte Bucht?

Ligurische Farbenpracht 1
Ligurische Farbenpracht 2

Der Friedhof mit bester Aussicht. Was zahlen die Toten dafür? Eine große Schwelle schützt das Unterdorf vor den Geistern von oben. (Wieso können die sich nicht selbst über die Schwelle heben?)

Todschick

Beim Abstieg sah ich schon die ersten Touristenboote kommen (von woher eigentlich?). Bis auf den letzten Stehplatz gefüllt.

Thronend
Mittelaltergrün

Eigentlich hatte ich vor, an Portofinos Hafen noch einen Kaffee zu trinken.

Ich verlor aber die Lust. Hunderte Menschen wuselten plötzlich auf dem Platz. Die Terrassen-Bars und Restaurants um 11 Uhr schon komplett besetzt. 5 Euro der Kaffee. 3 Euro die Kugel Eis im Laden.
Strange world: Portofino ist extrem hochpreisig und wird überschwemmt vom Massentourismus. Santa Margherita Ligure – eigentlich die mondänere Schwester – ist dafür deutlich preiswerter und wird doch von den Neckermännern übersehen.

Ich setzte mich dort in einer netten Straßenkneipe fest und trank ligurischen Weißwein. Pigato. Klasse Entdeckung: trocken, würzig.

Je länger ich saß, um so mehr wuchs Welt aus meinem Glas.

Halbvoll

Tag 165 (22.03.2017) / Portugal: Carrapateira -> Lagos

Strecke: 38 km (08:00 – 14:30 Uhr)

Gleich nach dem Aufstehen das Rad gesattelt und zur “Praia do Amado” gestrampelt. Ein paar Sonnenstrahlen halfen mir, wach zu werden.

Out in the wilderness

Im Tiefschlaf allerdings noch die Surfer-Bucht.
Fels, Sand und Meer nur für mich.

Out in the wilderness 2

Immer mehr entwickele ich mich auf dieser Tour zum Beach-Spotter.

Der Küstenwanderweg war auch mit dem Rad (meist) gut befahrbar.

Rotorangene Klippen

Noch an keiner europäischen Küstenlinie eine solche Anzahl unbeschreiblicher Strände gesehen.

Redcliff

Nach einer weiteren halben Stunde den Strand “Praia Da Bordeira” von oben bestaunt. Eine von Wasser umflossene Klein-Wüste. Ich fläzte mich wie eine Echse auf einen Stein und wärmte mich. Bald – so sagte es mein WetterApp – sollte es regnen.

Pur!

Ich beschloss nicht Sagres anzusteuern, das wohl schon im Regen lag, sondern durch die Sierra Richtung Lagos zu radeln.
Eine Schotterpiste führte mich nach Pedralva. Ein eigentlich verlassenes Nest, aus dem vor Jahrzehnten fast sämtliche Dorfbewohner weggezogen waren.

Seit einiger Zeit aber erlebt der Ort eine eigentümliche Renaissance. Ein Portugiese aus Lissabon kaufte den Großteil der vom Zerfall bedrohten Bauernhäuser, restaurierte sie und machte aus dem ganzen Dorf ein Hotel.

Kaufe Dorfstraße

Nachhaltiger Tourismus für Betuchte.

Ziehe auf Dorfplatz

Ziemlich guten Kaffee trank ich.

Setz Dich zur Ruhe

Am frühen Nachmittag dann noch Lagos erreicht. Mit den ersten heftigen Regengüssen.

Unterkunft: Hotel “Mar Azul”. In Fußgängerzone. Trotzdem ruhig. Angenehm und preiswert. (30 Euro ohne Frühstück.) Fahrrad im 1. Stock in Rumpelkammer untergestellt.

Tag 147 (17.09.2016) / Polen: Kruszyniany -> Białystok

Strecke: 57 km (07:30 – 11:30)

Frühstmorgens Kaffeepulver im Küchenschrank entdeckt. Aber keinen Filter dazu.
Tempotaschentuch genommen. Funktionierte auch. Hatte das Gefühl, Kaffee zu schmecken.

Mit leerem Bauch losgefahren. Es gab ja nix in diesem Kaff. Und gleich noch die scheusslichste Strecke erwischt.

Sandpiste mit Schotter gemischt und nur Riffeln – quer natürlich.

Geriffelt

Eineinhalb Stunden brauchte ich für 10 Kilometer und ich sorgte mich um mein schlotterndes Fahrrad. Jede Sekunde ein schwerer Schlag. Aber der Rahmen hielt. Die Speichen auch.

Danach die Hauptstraße nach Białystok genommen. Eine der Hauptrouten für Lastwagen aus Weißrussland nach Polen.
Schon lange hatte ich das Gefühl, dass Polen ein großer Fuhrpark ist. Wie kann ein einzelnes Land so viele Lastwagen verkraften?

Es donnerte und schepperte neben mir. Ständig.

Schließlich die Provinzhauptstadt erreicht.

Gesprenkelt

Die Innenstadt fast mediterran belebt.

Gefüllt
Gesetzt

Ich machte es mir in einem Gartenrestaurant bequem und beobachtete ein merkwürdiges Team, das eine Hundert-Meter Pizza vorbereitete.

Gekonnt

Bis ich herausfand, dass das nichts anderes als eine Promotion für ein nahegelegenes Restaurant war.

Gewollt

Auch nach Sonnenunter- und Vollmondaufgang pulste es noch immer in der Stadt. Aber es wurde leerer und unterirdischer – die Bum-Bum-Bum-Clubs lagen alle treppentief.

Geleert

Ich bevölkerte lieber ein Hipster-Restaurant und ließ mir verfeinerte traditionelle polnische Kost schmecken.

Gefuttert

Sieht aus wie eine Wurst und ist auch eine, nur aus Kartoffelteig. Darin eingebacken etwas Schinkenspeck. Das Ganze gebraten in Schweineschmalz. Dazu Sauerkraut. Typisch polnisch eben. Nannte sich Kiszka.
Schmeckte viel besser als es aussah.
Ich lernte eine neue (deftige) Küche lieben.

Unterkunft in Białystok: Hotel Tradycja. Unweit des Zentrums gelegen. Stilvoll, ruhig, sehr angenehm. (33 Euro mit Frühstück). Fahrrad im Hof untergebracht.

Tag 87 (25.10.2015) / Frankreich: Concarneau -> Morgat

Strecke: 86 km (08:45 – 17:45)

Am Morgen eine Überraschung erlebt. Noch gestern nacht hatte ich mich gewundert, warum Concarneau so einen klingenden touristischen Namen hatte. Ich wähnte mich bei der Restaurantsuche in historischen Gemäuern und fand sie ziemlich gewöhnlich. Ziemlich daneben. Ich weiß nicht, ob ich einfach zu müde gewesen bin, aber ich hatte die historische Altstadt schlicht übersehen. Sie lag auf einer kleinen ummauerten Insel, die nur über einen Brücke zu erreichen war.
Wie eben so üblich – im Mittelalter. Ich hatte das Mittelalter übersehen!

Dicke Nummer

Morgens um halb neun hatte ich dafür das ganze Altertum für mich.
Absolut niemand unterwegs. Absolut alles geschlossen.

Dünne Luft

Aufweck-Kaffee gab es nur in der Neustadt. Einen trank ich in Concarneau, den nächsten in der Stadt Quimper.

Zwillingstürme

In der Bretagne ist überall Mittelalter.

Knie nieder und tue Buße
Leuchtender Pfad
Abgekanzelt

Welch ein Städtchen: Locranon!

Die Sünden hinter dicken Mauern versteckt

Granit ist ein religiöser Stein! So profan auch bäuerliche und bürgerliche Granithäuser sind, mich befallen merkwürdig religiöse Gefühle. Auch hier. In diesen jahrhundertealten Bürgertumsgassen. Granit!

Ich sag's doch: Granit!

Auch auf der Weiterreise.
Granit-Kleinode an jeder Ecke.

Kreuze ….

On the right side of the world

Kirchen …

Normale Dorfkirche, nichts Besonderes

Ich wurde langsam kirre.
Gottseidank (!) hat mich die Küste wieder geerdet.

Ich war auf der Halbinsel Crozon angekommen.

Highlander! (Dabei war er nur ein frierender Surfer.)

Es kann nicht nur einen geben!
Eben !
Rot hat gewonnen

Wären doch alle Sonntagnachmittage so schön.

Sunday afternoon

Ich will ja nicht verheimlichen, dass es ein verdammt anstrengender Tag war. An der bretonischen Klippen-Küste entlang zu fahren heißt: 80 Meter im Schuss runter, 80 Meter im Ersten Gang hochhecheln. Manchmal musste ich absteigen.

Aber oft genug stieg ich ab, um diese irre Landschaft auf mein digitales Zelluloid zu bannen.

Cliffhanger

Dabei konnte ich mich selten für EINE Perspektive entscheiden.

Version 1
Version 2
Version 3

Am Abend (todmüde) ein fantastisches Restaurant gefunden.

Was für ein klasse Tag!

Unterkunft in Morgat: Hotel de la Baie. Sehr engagierte Empfangsdame. Redete nur französisch – sprach aber langsam und erklärte alles, bis ich es verstanden hatte. Brachte mit mir zusammen das Fahrrad ums Eck in die Hotelgarage. 63,50 Euro (ohne Frühstück).