Meer Europa

Schlagwort Archiv: Kanal

Tag 271 (22.9.2018)/ Niederlande: Groningen -> Leer (D)

Strecke: 74 km (11:15 – 15:45 Uhr)

Gemütliches Flachradeln Richtung deutscher Grenze.

Windgeschützt

En miniature rauschte an mir noch einmal das typisch Niederländische vorbei: Grachten, gut ausgebaute Fahrradwege, Familienhäuser im Backstein-Lego-Stil, freundlich “Moin” rufende Menschen und Angler an den vielen Kanälen. Manche mussten noch nicht mal ihr Grundstück verlassen, um einen frischen Morgenfisch zu fangen.

Skulpturenpark
Auch eine Skulptur?

Recht schnell kam ich zur Grenze: ein Kanälchen. Hüben: NL Drüben: D
Wie schön, dass es in Europa immer noch möglich ist, Grenzen ohne Kontrollen zu passieren. Vielleicht siegt ja doch noch die Vernunft.

Grenzgang

An der kleinen Brücke war eine Gedenktafel angebracht. Ich lernte, dass ab 1933 niederländische Kommunisten deutschen Juden, Gewerkschaftlern, Kommunisten und Sozialdemokraten hier zur Flucht aus Hitlerdeutschland verhalfen. Durch den Grenzkanal.

Rote Hilfe

Bald das friesische Städtchen Leer erreicht. Hübsch.

Unterkunft: Hotel Ostfriesenhof. (75 Euro mit Frühstück.) Fahrrad außen angekettet.

Tag 268 (19.9.2018)/ Niederlande: Den Haag -> Alkmaar

Strecke: 94 km (09:15 – 17:15 Uhr)

Kein Meer heute! Stadtlandschaften und Kopfsteinpflaster statt tosende Wellen und Strandsand in den Schuhen. Ich fuhr im Hinterland drei geschichtsträchtige Klassiker ab: Leiden, Haarlem, Alkmaar. Kein holländisches Klischee, das diese Drei nicht bedienen.

Leiden – gleich zu Beginn – mein Favorit. Verspielte Fassaden und Farben.

Auffallend
Nach oben verschlankt

Fantastische Cafés. Belebte Märkte und stilvoll beblumte Grachten.

Die Radwege zwischen den Städten penibel gepflegt. Oft entlang von Bilderbuchkanälen.

WindAmWasserMühle

Haarlem protzig. Amsterdam en miniature. Genauso überlaufen.

Radfahrerprivileg

Der “Grote Markt” zum Hinsetzen schön.

Bewacht und besternt

Und schließlich Alkmaar. Ein wenig verschlafen. Ab 18 Uhr fast unbelebt.

Schlummernd schön
Gleicher Fotostandpunkt - nur andere Richtung

Unterkunft in Alkmaar: Wolf Hotel. Schön an einer Gracht gelegen. Netter Service. 75 Euro (ohne Frühstück). Fahrrad draußen angekettet.

Tag 195 (21.04.2017) / Frankreich: Gruissan -> Saintes-Maries-de-la-Mer

Strecke: 159 km (09:00 – 20:45 Uhr)

Heute war eine Kopie von gestern.

Abschied

Nicht die Küste war interessant. Ausschließlich das Hinterland. Schnell lag Gruissan hinter mir und die Weinlanschaft des Languedoc vor mir.

Das Weinjahr beginnt

Einige meiner roten Lieblingsweine kommen von hier. Viele davon sind biologisch erzeugt.
Keine Herbizide, um das Unkraut zu beseitigen. Hand- und Maschinenarbeit sind nötig, um den Boden zu bereiten.
So wie hier mit diesem eigentümlichen Getüm, das laut knatternd jätete. Château d’Anglès.

Klapperkiste

Die Schlösser der Weingüter nicht ganz so herausgeputzt und herrschaftlich wie die im Bordeaux.
Château la Négly.

Weinschloss

Kurz nur zweigte ich Richtung Küste ab.

A la plage

Aber die Retortensiedlungen – in denen Häuser, Boote und Yachten sich stapelten –

Stapelboote

trieben mich wieder ins Hinterland.

Schleusengefangen

Erneut folgte ich Kanälen

Kanalweg

und wilden Wegen.

Kanalrot
Kanallila mit kanalgelb

Ganz selten eine Siedlung.

Kanalblau

Kilometerlang ging es auf schmalen, sehr schmalen Streifen durch die Lagunen.

Kanalvoll

Ein Hochgenuß. Ich vergaß die Zeit und spürte die Entfernung nicht mehr. Ich radelte und radelte. Und erreichte nach fast 160 Kilometern schließlich die Camargue.

Sonnenpferd

Saintes-Maries-de-la-Mer empfing mich freundlich.

Unterkunft: Hotel “Le Mirage”. Familiengeführt. Außerordentlich sympathisch. Einfache Zimmer. Völlig okay. (64 Euro mit Frühstück).

Tag 194 (20.04.2017) / Frankreich: Collioure -> Gruissan

Strecke: 93 km (10:00 – 18:00 Uhr)

Die Pyrenäenspitzen noch mit einer Schneehaube, während im Tal die Weinblüte begann. Ich durchfuhr die berühmten Hanglagen des Banyuls. (Mir zu süß, auch wenn es ein Desertwein ist. Vielleicht ist es der Hauch von Rosinengeschmack, der mich schreckt.)

Weinschnee

Kaum in der Ebene angekommen, ging meinem Hinterrad die Luft aus. Ich hatte doppeltes Glück. Zum einen lag Argelès-sur-Mer nur einen Kilometer weg – und ein Fahrradladen hatte dort am frühen Morgen bereits geöffnet. Schneller Service. Ein ziemlicher fieser Dorn hatte sich in den Reifen gebohrt und den Schlauch gepiekst.
Zum zweiten: Ich besaß keinen Ersatzschlauch mehr. (Unterwegs aufgebraucht.) Ich konnte heute wieder Vorrat kaufen.

Skelett

Die Küstenlinie: Sand, Sand, Sand. Langgezogene Strände. Ab und zu Retortensiedlungen. Wer nicht gerne surft, für den ist die Ecke uninteressant.

Higher than the sky

Die eigentliche Attraktion war das Hinterland: Eine bezaubernde Lagunenlandschaft. Mit altertümlichen Fischerkaten.

Nicht für die Ewigkeit

Und herrlichen Seen.

Zeitlos

Auch mal steppenartiges, fast schon wüstenhaft trockenes Flachland.

Platt

Ich folgte überwiegend langgezogenen Kanälen. Oder Seitenkanälen. Oder Verbindungskanälen. Bald blickte ich nicht mehr durch. Manchmal glaubte ich, über offene See zu fahren. Auf einer schmalen Sandpiste, die auf das Wasser gelegt wurde. Wer die Kanäle gegraben hat, wie alt die Anlagen waren, ich wusste es schlicht nicht. Der “Canal du Midi” ist ja schon im 17. Jahrhundert von Tausenden Arbeitern ausgeschaufelt worden. Waren all die anderen Wasserstraßen genauso alt? Ich hatte Stoff zum Nachlesen.

Auf manchen Kanälen schipperten ein paar wenige Touristen. (Meist parkten sie irgendwo im Schatten und ließen es sich an Bord mit Wein und Baguette gutgehen.)

Kanal voll

Eher selten waren Fischerhäuser.

Kanal gar nicht voll

Wirtschaftswege begleiteten die Kanäle. Gut befahrbare Schotterpisten oder Sandwege.

Kanal leer
Immer grad aus

Der Tag wurde zum Genuß. Er machte mir richtig Spaß. Ich wollte, dass der Abend sich heute verspätete.

Dürre, wo Wasser ist

Relativ früh erreichte ich Gruissan. Eine von Süßwasser umflossene Trutzburg. Das Mittelmeer nur einen Steinwurf weit weg.

Wasserdorf

Entspannte Atmosphäre im Dorfkern.

Querschnitt
Noch ein Querschnitt

Die schönen Straßen noch nicht überlaufen. (Während auf der anderen Seite – am Yachthafen – es bereits ziemlich rummelte.)

Hochschnitt
Fast quadratisch

Ich genoß den milden Frühlings-Abend.

Unterkunft: Hotel “Le Mirage” am Yachthafen. Gesichtsloser Klotz. Fahrrad in Garage untergestellt. 70 Euro (ohne Frühstück).

Tag 145 (15.09.2016) / Polen: Suwałki -> Augustów

Strecke: 53 km (10:00 – 16:30)

Der erste Eindruck von Polen: außerordentlich gastfreundliche und fröhliche Menschen.
Wurde schon bei der Ankunft im Hotel gestern an der Rezeption mit Lachen empfangen. Beim anschließenden Restaurantbesuch nett mit der Kellnerin geplaudert (auf Deutsch).

Heute früh etwas getrödelt. Ausgiebig gefrühstückt. Dann Suwałki angeschaut. Das Städtchen von der Via Baltica gequält. Lastwagen, die in Zweierreihen durch den Ort brummten. Nur der winzige Stadtkern wenigstens mäßig interessant.

Schöner Schein

Polnische Zlotys aus dem Automaten gezogen.
Seit langer Zeit zum ersten Mal, dass ich in Europa wieder mit einer fremden Währung umgehen musste. Euros werden hier nicht akzeptiert.

Gleich außerhalb Suwałkis beginnt die absolute Provinz. Pure Landschaft.

Stundenlang durch Wald gefahren. Selten Siedlungen. Und wenn: Manche Häuser hatten einen ganz eigenen Stil.

Schnitte vom Dreieckskuchen

Die Attraktion der Gegend ist das Wasser! Ein Gewirr von Seen, die teilweise untereinander durch Kanäle verbunden sind.
Paddlerparadies.

Mal links
Mal rechts

Der schönste und landesweit bekannteste ist der Wigry- See. Berühmt in Polen, weil Papst Johannes Paul II hier einmal einen Ausflug unternahm. Auf dem Boot. Nachdem er zuvor das über dem Wasser thronende Eremitenkloster beehrt hatte.

Eine angenehm ruhige Anlage.

Um den Kirchturm gruppiert

Die Mönche sind längst ausgezogen. (1795 wurde das Kloster säkularisiert.) Sie gehörten dem Orden der Kamaldulenser an. Ich musste am Abend nachschlagen, was dessen Eigenart ist.

In Reih und Reih

Danach wieder Wald-Tortur.

Spinnenkunst

Über holprige Sandpisten. Vorbei an blühenden Bauernhöfen.

Rotgetreide


Und schließlich gut verstaubt in Augustów eingeradelt.

Der Kurort verschlafen, ziemlich uninteressant. Wäre da nicht seine Lage am Augustów-Kanal.

Horizont-Fluss

Er führt Dutzende Kilometer weit und (20 Kilometer tief) in das angrenzende Weißrussland

Unterkunft in Augustów “Pokoje Gościnne Pod Jabłoniami”. Hotel am Kanal gelegen. Hat das schönste Ufer-Restaurant der Stadt. Biergartenatmosphäre direkt am Augustów-Kanal. Hotel in den Fluren auf 70er Jahre getrimmt. Angenehm große Zimmer mit Blick aufs Wasser. (30 Euro mit Frühstück). Fahrrad im Hinterhof angekettet.

Tag 114 (04.04.2016) / Italien: Cattolica -> Fano

Strecke: 37 km. (10:30 – 15:30)

Rund 37 Kilometer geradelt heute. Mehr war nicht drin.

Ich liebe die Kanal-Häfen!

Selbst die nicht wirklich hohen Berge, die direkt hinter einem Kanalhafen Cattolicas aufstiegen, brachten mich an meine Grenze. Ich schwitzte immer noch diese blöde Erkältung/Grippe raus.
Immerhin hatte ich jetzt die Betonwüsten hinter mir gelassen und fuhr durch Natur.

Green green green

Blickte selten zurück.

Den Dunst muss man sich jetzt 50 Kilometer lang denken!

Landeinwärts wurde es immer bergiger. Italien zeigte urplötzlich ein anderes Gesicht.

Schön

Ich fing an, wieder zu genießen.

Noch schöner

Und wünschte mir mein Ziel schnell herbei.

Fast schon Urwald

Ich hatte Hunger. Endlich! Und Durst auf Wein.

Unterkunft in Fano: “Hotel Paradise”. Familiengeführtes Etablissement alten Stils (wenn auch neu und sachlich eingerichtet). Meerblick! (50 Euro mit Frühstück.) Fahrrad in Garage abgestellt.

Tag 111 (01.04.2016) / Italien: Ravenna -> Rimini

Strecke: 79 km (11:30 – 19:00)

Meine B&B-Unterkunft in Ravenna lag in der “Pier Paolo Pasolini Straße”. Ich fragte mich, ob in Deutschland bislang irgendeine Straße etwa nach Rainer Werner Fassbinder benannt wurde? Nach einem schwulen Eigenbrötler und Bürgerschreck, so wie Pasolini einer war. Die Pasolini-Straße befand sich im historischen Zentrum in unmittelbarer Nähe zur Hauptattraktion Ravennas: der Basilica San Vitale.

Ich ließ mich zu früher Stunde  lange verzaubern von den 1500 Jahre alten Mosaiken. Von den Kaisern, Kaiserinnen, Bischöfen und Hofdamen. Von der fast dunklen Kirche.

Byzantinisch
Himmlisch
Kaiserlich
Zentralperspektiv-Bau

Verspätet machte ich mich auf den Weg nach Rimini.

Wieder ein Tag, der völlig in Schmutzgrau getunkt war. Keine Fernsicht. Und was in Nähe lag, war nicht ansehenswert. Rimini hatte seine Beton-Vorboten ausgeschickt, schon wenige Kilometer hinter Ravenna. Ich bin noch keine europäische Küste entlang gefahren, die auf rund 50 Kilometern Länge kaum einen einzigen Grashalm wachsen ließ. So gut wie alles zubetoniert. Dabei waren Anlagen und Strände jetzt im April menschenleer. Die Saison beginnt Ende Mai und geht bis Ende September. In dieser kurzen Zeitspanne wird alles erwirtschaftet. Die restlichen langen Monate lebt die Wüste nicht.
Nur ab und zu ein paar Highlights: Kanalmündungen, an denen entlang sich Netzfischer angesiedelt haben.

Am Kanalausgang
An Fluss(?)-Mündung - hier gab's mal nur Gras!
Fast schon im Meer

Eigentlich darf man dies Adria-Küste nur Mitte August bereisen. Dieser Massentourismus muss viele faszinieren. Immerhin pilgerte auch der große Fellini sommers stets nach Rimini!

Es gab aber auch zwei drei Überraschungen. Manche der gesichtslosen Strandstädte hatten pittoreske alte Stadtkerne.

In einem entdeckte ich auch dieses Riesen-Osterei.

Die Bewohner hatte Wünsche, Gratulationen, Bitten auf tausende kleine Stoffbänder aufgemalt. Und ein geschickter Mensch hat daraus eine Oster-Überraschung gebastelt.

Überraschungsei
Zettelwirtschaft

Schöner Brauch, wenn er denn einer ist.

Dann wieder leere Strände entlang.

Am Horizont geht es nicht weiter

Ganz selten war ein direkter Strandzutritt möglich. Alles von den Hotels parzelliert und gut für die eigene Kundschaft abgeriegelt.

Wieviel der Sommergrill-Gäste wohl diesem Körperideal entsprechen werden?

Muskelprotz und italienische Badenixe

Und plötzlich doch ein wenig Grün: Vielleicht ein ein Kilometer langer schmaler Streifen Küstenwald, der zwischen zwei Straßen eingekeilt verlief und eine Ahnung vermittelte, wie es hier vor 100 Jahren überall einmal ausgesehen hat.

Idyll

Der Tag hielt noch eine versöhnliche Geste bereit: Er präsentierte mir  den Kanal von Cesenatico. Einst von Leonardo da Vinci für die Hafenflotte entworfen, strahlt er immer noch  Ruhe und Schönheit aus.

So könnten alle Küstenorte aussehen!

Ich setzte mich in ein Straßencafé.  Parlierte eine wenig mit der Wirtin auf Deutsch (scheint hier eine übliche Verkehrsprache zu sein). Und ließ mir zwei kalte Weißweine aus dem Friaul schmecken.

Von Da Vinci bemalt?

Auf dem Weg nach Rimini habe ich dann auch noch den Rubikon überschritten!
Schwer verständlich, wieso aus so einem kleinen schmutzigen Bächlein eine weltgeschichtliche Metapher wurde.

Cäsar hat ihn berühmt gemacht

Unterkunft in Rimini: “Hotel Sunset. Am Strand. Hat zwar 4 Sterne, ist aber einfach ausgestattet. Dafür sehr hilfsbereiter Portier. Unschlagbar der Schnäppchenpreis. (35 Euro mit Frühstück.) Fahrrad in Garage abgestellt.

Tag 109 (30.03.2016) / Italien: Mestre -> Porto Tolle

Strecke: 98 km. (08:30 – 16:00)

Die Kanäle laufen schnurstracks. Manche über 50, 60 Kilometer. Keine Biegung, keine Kurve. Direkt in den Horizont.

Die meiste Zeit fuhr ich auf der lärmigen Landstraße, manchmal auf dem Damm selbst. Die vielen versteckten Erdlöcher bremsten mich jedoch gewaltig.

Dammlich geht’s zum Horizont

So wählte ich also wieder Asphalt.

Gut ausgebaut das Straßennetz. Die Züge fahren überpünktlich (das konnte ich in Venedig feststellen). Busse gibt es zuhauf und verbinden noch die kleinsten Ortschaften untereinander.
Das Einzige, was bisher nicht in Italien funktioniert: Die Straßenpfosten halten nichts aus.
Einer brach unter der Last meines abgestellten Fahrrads regelrecht ab.

Ausgebremst

Anyway. Ich schoß mein Selfie.

Spieglein Spieglein an der Straß’ ...

Nach zwei Stunden die Provinz Venezia verlassen und die Po-Ebene erreicht. Brettflach. Kanäle, Flussarme, Felder, Moore. Ab und zu ein Gehöft oder eine Winzsiedlung.

Einöd mit Zweibaum

Jetzt bin ich schon 3 Tage unterwegs und habe immer noch nicht dass offene Meer zu sehen bekommen.
Lagunen, Flüsse, Bäche, Binnenseen. Viel Wasser.

Ausgebootet

Immer wieder Fliegenschwärme, die über mich herfielen. Oder waren es Mücken? Winzkäfer? Stachen jedenfalls nicht.
Die Landschaft eintönig, mit nur wenig Farbkraft. Nur ab und zu lauschige Winkel.

Kreuchtierparadies

Eigentlich wirkte vieles verlassen oder zumindest eher ärmlich. Doch dann immer wieder kleine Feudalgrundstücke mit ansehnlichen Bauernhäusern.

Sogar das Wasser schimmert klar

Die Fischerbehausungen dagegen eher ärmlich. Die Bootsschuppen aus Wellblech. Improvisierte Kleinsthäfen.

Sogar das Wasser dümpelt faulig
Armut ist pittoresker als Reichtum

Ein altes Fischerpaar näherte sich.

Immer zu zweit!
Eine Hand hilft der anderen

Der Fang: Krebse satt und dazwischen/darunter/darüber: ein Aal.

Hölleneimer
Sic!

Kaum war der Fang entladen, stiefelte das Fischerpaar über die Straße die nächste Böschung runter, bestieg ein Kleinstboot und kontrollierte geduldig die ausgelegten Reusen im nächsten Gewässer.

Warum finden Krebse und Aale nicht mehr aus der Reuse raus?

Lange dachte ich, während ich weiterfuhr, ich würde mich einem Leuchtturm nähern. Doch als ich davor stand, entpuppte sich der Turm als ein Taubenhaus(?).

Taubenschornstein

Merkwürdige Dinge gab es in der Po-Ebene. Auch museumsreife Traktoren, deren Motoren liefen, ohne dass sich ein Fahrer in der Nähe befand. Irgendetwas wurde gepumpt. Es erschloss sich mir aber nicht, was!

Pumpstation

Einige Kilometer vor meinem Tagesziel kam mir ein Fahrradwanderer entgegen, der sich offensichtlich verirrt hatte. Ein 76jähriger Schweizer, der in der Poebene Vögel spotten wollte und in genau das gleiche Dorf zu radeln gedachte wie ich auch. Nur: Er fuhr in die entgegengesetzte Richtung. Es kostete mich einige Minuten, ihm klar zu machen, dass er sich irrte. Er sagte, er habe schon 60 Kilometer auf dem Buckel. Ich lotste ihn (mein HandyNavi überzeugte ihn!) auf den richtigen Weg.

Good country for old man

Wir fuhren Seit an Seit weiter. Baten unterwegs eine Dame am Wegrand, ein Foto von uns beiden Italienbummlern zu schießen. Es gelang ihr nur mit Mühe, uns unsere Beine nicht vollständig abzuschneiden. Auch nachschärfen (am Abend) konnte das Foto nicht wirklich retten.

Peter & Stefan

Unterwegs erzählte mir “Peter”, so hatte er sich mir vorgestellt, dass er vor kurzem von seinen Ärzten MS diagnostiziert bekommen habe. Jetzt wolle er noch so lange Fahrrad fahrend die Welt erleben wie er noch strampeln/gehen könne. Er hatte kein Hotel vorbestellt, nichts. Mit 76!
Ich führte ihn zu meiner Unterkunft, die ich schon am Morgen per Internet gebucht hatte. Und dachte: Wow!

This is the end

In Porto Tolle, dem Zentrum der Po-Ebene, nahmen wir noch zusammen das Abendbrot ein. Peter erzählte von einem langen Leben. Good man!

Unterkunft in Porto Tolle: “Hotel Italia”. An der Hauptstraße gelegen. Modern. Zweckmäßig. Sehr netter Empfang. (45 Euro mit Frühstück.) Fahrrad in Garage abgestellt.

Tag 107 (28.03.2016) / Italien: Portogruaro -> Mestre

Strecke: 63 km. (10:00 – 14:15)

Wieder flach die Etappe. Kein Gegenwind. Wenn auch ziemlich kühl der Tag. Ich kam schnell voran.
Vollständig zersiedelt die Landschaft. Jeder Fleck landwirtschaftlich genutzt. Mal Gemüse, mal Wein.
Diesig die Luft.

Weinland

Die Felder immer wieder von Kanälen durchschnitten, die bisweilen krassgrün schimmerten.

Kanal-Land
Noch ein Kanal

Neben Obst, Gemüse und Wein wurden in der platten Gegend auch Campanile gezüchtet. Zuhauf türmten sie sich in der Landschaft und  zeigten von weitem die nächsten Dörfer an.
Trotz Ostermontag (auch in Italien ein Feiertag) war in San Danà di Piave Markttag.

Capanile-Land

Kurz nach zwei Mestre erreicht. Eingecheckt.
Danach mit der Bahn gleich rüber nach Venedig.

Obwohl allein mein Zug schon Hunderte Touristen transportierte, obwohl das Zugterminal in Venedig vor Menschen überquoll, obwohl Tausende sich allein auf dem Bahnhofsvorplatz tummelten: ÜBERWÄLTIGEND DAS ERSTE BILD DER LAGUNENSTADT:

I Love Venice

Mit jedem Augenblinzeln veränderte sich das Bild.

I Love Venice 2

Auch wenn ich ständig angerempelt, zur Seite gedrängt oder von Gruppen überrannt wurde: Von nun an sah ich einfach keine Touristen mehr. Sie wurden zu Wasser, das die Stadt durchfloss.

Wasserkutschen
Gondel mit Handyantrieb
Blaue Pracht
Gondolieri-Nest
Big in Venice

Ich hatte Glück, verlief mich immer wieder und wurde abgetrieben vom Hauptstrom. Ich fand eine überaus nette Enoteca, in der ich mich eine Zeit lang fest verwurzelte. Die jungen Betreiber erklärten mir in tadellosem Englisch die Weinspezialitäten Venetiens. Balsam für meine Kehle.

Und wenig später entdeckte ich bei dieser Brücke ein sehr gutes Lokal, das nur wenige Tische hatte. Ich ließ mich von einem außerordentlich guten Koch mit Tintenfisch (gekocht in seiner schwarzer Tinte) verwöhnen.

Nostalgisch

Italien hatte mich komplett überrascht:
Überraschung Nummer 1: Das Glas Wein kostet zwischen 1,50 (sensationell!) bis 3 Euro!
Überraschung Nummer 2: Das Essen war selbst in Venedig erschwinglich und exzellent!
Überraschung Nummer 3: Ich hatte bisher (obwohl ich kein Italienisch spreche) keine Verständigungsprobleme.

Unterkunft in Mestre: “Hotel Cris”. Zentrum. Bahnhofsnah. Modern. Zweckmäßig eingerichtet. Sehr netter Empfang. (43 Euro mit Frühstück.) Fahrrad in Hinterhof angekettet.

Tag 106 (27.03.2016) / Italien: Udine -> Portogruaro

Strecke: 52 km. (10:45 – 15:00)

Jetzt ist Italien dran: Die nächsten 4 Wochen geht’s die Adria runter.
Die erste Etappe völlig flach: von Udine nach Portogruaro. Ideal zum Einradeln.

Aufs Wasser gebaut

Das historische Städtchen war einst über Kanäle mit der Lagunenstadt Venedig verbunden.

Von Wasser eingerahmt

Auffallend viele kleine Männer an diesem Oster-Nachmittag unterwegs. Bonsai-Italiener mit Halbglatze, geschwellter Brust, Napoleon-Gang und einem Berlusconi-Grinsen.
Als ich einen fotografieren wollte, fiel mein Standard-Objektiv von meiner Kamera und zerschellte auf dem Steinboden. Ich hätte schreien und heulen können. Die nächsten 4 Wochen keine Weitwinkelaufnahmen mehr! Muss mit einem Teleobjektiv und einer leistungsschwachen Kompaktkamera auskommen.

Die lange Tüte funktioniert immerhin. Auch wenn ich spöttische Blicke erntete.

Black is the new color

Mit Sonnenuntergang belebte sich das Städtchen und die jungen Männer wuchsen wieder zur Normalgröße und meine Laune auf Urlaubsniveau.

Tore öffnen Welten

Unterkunft in Portogruaro: “Hotel Spessotto”. Zentrum. Schön gelegen. Alte Villa im venezianischen Jugendstil. Geschmackvoll eingerichtet. (57 Euro mit Frühstück.) Fahrrad in Hinterhof angekettet.