Meer Europa

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Tag 309 (08.07.2019) / Norwegen: Pause in Tromsø

Basecamp hieß der Fahrradladen, den ich in Tromsø ansteuerte, und sah aus wie eine ziemliche Hinterhof-Messie-Werkstatt

Aber wenn irgendetwas zwanghaft war, dann der Trieb, bestmögliche Arbeit abzuliefern. Was für ein Laden!

Meine Rettung

Ich kam gegen 9 Uhr. Eigentlich bediente der Besitzer/Mechaniker gerade einen einheimischen Kunden, hörte sich nebenbei aber höchst aufmerksam meine Probleme an. Gangschaltung funktionierte nicht, vordere Bremse ebenfalls nicht. Vorderrad eiert. Ich fragte ihn, ob er mir das Fahrrad so richten könne, das es noch 2 Wochen durchhielte. Der norwegische Kunde hatte offensichtlich Zeit, hatte überhaupt nichts dagegen, dass der Mechaniker sich sofort mein Rad ansah, packte bei der Reparatur sogar mit an.

Der Mechaniker sah schnell, dass das hintere Gewinde der Schaltanlage kaputt war und die Schaltung nicht mehr stabil lief. Dann machte er sich an die Arbeit. Er nahm grobes Werkzeug, bohrte das lädierte Gewinde auf, suchte in seiner Messie-Werkstatt nach einer passenden Mutter, bekam sie irgendwie in das aufgebohrte Loch. Fixierte sie mit einer aus einer verwunschenen Schachtel hervorgezauberten alten Schraube. Justierte das Hinterrad neu. Ging alle Gänge durch. Sie liefen. Kümmerte sich dann um die Hydraulik-Bremsen, klemmte sich selbst mehrmals die Finger. Aber legte einen Eifer und eine Professionalität in seine Arbeit, wie ich sie bei einem deutschen Fahrradmechaniker noch nicht gesehen hatte. 

Mein Retter

Er hatte sichtlich Spaß an dem, was er tat, plauderte dabei mit mir auf Deutsch. Erzählte, dass er oft in meinem Heimatland sei. Urlaub, Freunde.

Neben seiner Arbeit versorgte er mich einer beträchtlichen Zahl von Geschichten. Er berichtete von einer 70jährigen Rentnerin, die vor ca. 20 Jahren zu ihm in die Werkstatt gekommen war mit dem gleichen Typ Bremsen wie ich sie an meinem Fahrrad habe. Hydraulische Bremsen. “Sehr gute Ware”, sagte er, aber sehr schwer zu warten. Viele Mechaniker könnten damit nicht umgehen. Die Rentnerin – so fuhr er fort – weinte bitterlich. Sie hatte zig Touren in Europa gemacht und war jetzt in Norwegen unterwegs. Eine Strecke hatte sie mit einem öffentlichen Bus zurückgelegt und der unhöfliche Busfahrer hatte ihr Fahrrad grob aus dem Laderaum gezerrt und dabei die Bremsen demoliert. Damals habe er (der Mechaniker) viel improvisieren müssen, aber die ältere Dame habe ihn mit einem Lächeln verlassen. Seitdem Vorfall kenne er diese Art Bremse in und auswendig.

Kaum waren die Bremsen fertig, justierte er das Vorderrad und ließ mich anschließend eine Probefahrt machen. Ich jubelte. Mein treuer Gefährte lief wieder und humpelte nicht mehr!

Beim Abschied hätte ich den Mechaniker am liebsten umarmt. Wie unaufgeregt und akkurat er seine Arbeit gemacht hatte. Wie er mich mit Geschichten versorgt hatte. Ich weiß nicht, ob das der Norden – ob das Skandinavien ist? Kein Firlefanz in der Rede, direkt, klar und dabei verbindlich, liebenswert und völlig unverstellt.

Ich hatte die letzten Tage sogar überlegt, ob der Schwindsucht meines Fahrrads, dieses zu verschenken und mir (in Deutschland) ein neues zu kaufen. Der Mechaniker riet mir, es zu behalten. Obwohl nicht teuer, sei der Rahmen einfach klasse. Alles andere ließe sich darauf aufbauen. Er kassierte 50 Euro.

Der norwegische Kunde, der sich freiwillig hintangestellt hatte, freute sich über den Erfolg der Reparatur gleich mit, drückte mich und wünschte mir eine gute Weiterfahrt.

Ich blieb aber noch den ganzen Tag in Tromsø.

In die Höhe, nicht in die Breite

Tolle Stadt, klasse Kneipen, interessantes einheimisches Publikum, schöne Winkel, geschäftiger Hafen. Ich hatte nur keine Lust mehr zu fotografieren.

Tag 302 (01.07.2019) / Finnland: Sodankylä -> Inari (Teil 2)

Ziemlich genau um Mitternacht fuhr ich an Saariselkä, einem bekannten Wintersportort, vorbei. Checkte per Handy, ob es irgendwo noch eine offene Kneipe geben könnte. Volltreffer. Und landete schließlich in einer riesigen Holzhüttenbar, ganz offensichtlich für den Après-Ski oder den Après-Husky-Lauf konfektioniert. Jedenfalls keine Sommerbar und entsprechend leer: ein paar Jugendliche, die sich betranken oder ihr Geld an den Spielautomaten vernichteten.

Townhall

Ich wärmte mich auf, leerte zwei kalte Biere und machte mich nach dem Rausschmiss aller Gäste um 2 Uhr morgens wieder auf den Weg.

Mein Schatten irritierte mich. Vor 2 Stunden war er noch rechts von mir, jetzt auf einmal links. Bis mir klar wurde, dass die Sonne, obwohl sie eigentlich nicht wirklich untergegangen war, von West auf Ost umgestellt hatte. Aber wie funktionierte das? Wie konnte sie einfach vom Westhorizont zum Osthorizont hüpfen? Innerhalb weniger Minuten? Wieso hatte ich auf meiner Fahrt durch die nordfinnischen Berge nicht besser aufgepasst?

Schönes milchiges Morgenlicht (schon um 3 Uhr in der Früh!!!).

Himmel unten wie oben

Weit vor mir liefen einige Rentiere auf der Straße. Ließen sich aber nicht fotografieren (obwohl sie eigentlich überhaupt nicht scheu sind).

Es dampfte und rauchte in den noch ziemlich klammen Flüssen.

Steine treiben Wasser an

Ich zog dicke Strümpfe an, auch mein Handy signalisierte mir, dass die Außentemperatur bei etwa 5 Grad lag.

Gras beruhigt Wasser

Nur langsam, langsam wärmte sich das Licht (und ich auch).

Gegen 5 Uhr morgens wurde ich kraftlos. Aber ich wollte unbedingt bis zum Inari-See kommen. Es fehlten noch 30, 40 Kilometer.

Kaum ein Mensch unterwegs. Ich hatte die ganze Morgenwelt für mich.

Verdopplung

Und schleppte mich selbst immer weiter, bis ich kurz nach 9 Uhr endlich in Inari einfuhr. Ein kleiner schmuckloser Weiler am für Samen heiligen Inari-See. Die Ortschaft richtig unansehlich. Gleichwohl: Von hier aus starten viele Touren zu den Inseln auf dem riesigen See oder in die viel angepriesenen Waldtrails. Selbst mit Wasserflugzeugen kommen Touristen hierher. Stranden für ein paar Tage.

Fliegendes Hausboot

So vergebens ich heute Nacht (was ist das?) versucht hatte, ein brauchbares Foto von Rentieren zu schießen, so leicht war es in Inari : Ganze Herden wilderten sich durch die Parks und Grünanlagen.

Leicht schimmelig

Kein Mensch, kein Tier fühlte sich belästigt.

Löchriges Fell
Hat das Morgen-Make-Up noch nicht abgenommen

Ich war viel zu früh in Inari angekommen. Das Hotel, das ich gebucht hatte, führte im Internet 14 Uhr für den Check-In an.

Ich hatte aber jedes Empfinden für Zeit verloren. Nach meiner morgendlichen Radtour hatte ich das Gefühl, als sei es schon später Nachmittag. Ich ging in einen Supermarkt, ließ mir sagen, dass es erst früher Morgen sei, kaufte trotzdem ein Dosenbier (Lapin Kulta!) und suchte mir ein schönes Plätzchen. Stellte mein Fahrrad an den Stromschnellen des Ivalokoki ab, trank und wartete, dass die Zeit verrann.

Abgefahren

P.S. Kurz nach 12 Uhr fragte ich im Hotel nach einem frühen Check-In. No Problem. Ich wollte einfach nur schlafen.

Tag 282 (03.10.2018) / Dänemark: Pause in Kopenhagen

Ich beschloss, an meinem Ruhetag nicht das übliche Touristenprogramm abzuspulen und all die Sehenswürdigkeiten Kopenhagens abzulaufen.
Ich konzentrierte mach ganz auf Vesterbro.
Selten habe ich ein Stadtviertel gesehen, dass dermaßen systematisch durchgentrifiziert wurde: schicke Läden, hippe Barbier-Shops, eine Unzahl von Konzept-Kneipen.
Vom alten, lange heruntergekommenen Arbeiter und Rotlicht-Bezirk war fast nichts mehr zu spüren.
Cool war angesagt.

Lovely

Im Meatpacking-District (ehemalige Schlachthaus-Gegend) konzentriert sich die Craft-Bier-Szene. Atemberaubend gute Biere. Irre große Brauhauskneipen, die sich mittags so langsam füllen – um abends in Nightlife pur (Bier mit DJ) überzuschwappen.

Don't do that

Ich kam überhaupt nicht mehr hinterher und fragte mich, wohin eigentlich all die Arbeiter, die einfachen nicht so gut verdienenden Bürger, wohin all die Sexdienstleisterinnen, die sich hier lange lümmelten, wohin sie alle umgesiedelt wurden? Und zu welchem Preis?

Tag 280 (01.10.2018)/ Dänemark: Aalborg > Aarhus

Strecke: 133 km (09:00 – 19:00 Uhr)

Aalborg: viertgrößte Stadt Dänemarks (115.000 Einwohner): Bestes Kneipenleben bis jetzt. Klasse Bars.

Tuschezeichnung

Ich hatte mich mit dem Pausentag gestern weitgehend von meiner Fahrrad-Erschöpfung erholt. Ließ mir Zeit – und brach gut gelaunt auf. Auch wenn der Morgen grau begann. (Morgengrauen halt – obwohl der Sonnenaufgang schon etwas länger zurück lag.)

Ich wählte den längeren Weg nach Aarhus. Wollte zuerst dem Kattegat einen Besuch abstatten.

Dänemark zeigte sich auf dem Weg dahin wie bisher auch: mit sauber aufgeräumten, mal platten, mal leicht welligen Landschaften.

Blau-Grün müssten eigentlich die Nationalfarben sein

Mit Bauernhöfen, die nicht einen Hauch von Gülle-Geruch ausdünsteten. (Wie machen die das? Ist das schon die virtuelle Landwirtschaft?)

Nicht mal Schweinegeruch dringt raus

Die Sone blinzelte immer wieder durch die schwere Wolkendecke, schob manchmal auch alles störende Weißgewusel kurzerhand ausm Himmel raus.

Die Kattegat-Küste unspektakulär.

Verschilft

Das Wasser zog sich etwas zurück und simulierte Nordseewatt.

Versumpft
Verglibbert

Schöne Schotterwege entlang der Küste.

Noch nicht ausgetrocknet

Dann kam der Regen, dann kam die Sonne. Ein etwas in die Knochen gehender Wechsel von kalt nach warm und zurück nach kalt.

Dafür aber immer wieder schöne LGBTQ-Regenbögen über nassglänzenden Straßen.

Wow-Effekt

Die Sonne lässt nach einem Regenguss die Landschaften strahlen und frisch gemähtem Grasduft verströmen. Ein Hauch von Magie, selbst wenn das Panorama eigentlich noch so langweilig ist.

Klarfarben

Es passierte nicht mehr viel bis Aarhus. Aber immerhin: Ich sah ein paar Dänen (Outdoor!).
Einen (weit weg und) von hinten:

Ordentlicher Auftritt

Er beteiligte sich an einer Treibjagd, trug eine Flinte und eine rote Mütze – wohl um nicht als Wildsau mit kapitalem Schuss erlegt zu werden.
Und zwei Dänen von oben:

Klinisch sauber

Sie angelten in einem überhaupt nicht nach Fisch und Fischer riechendem sauber geputzten Sonntagsbötchen.

Der auch! (Uff, jetzt wurden es ja richtig viele!)

Die Jugend macht's nach

Ich musste noch ein wenig kämpfen: Die Tagesdramaturgie hatte einen langen Schlussanstieg vorgesehen, kombiniert mit Gegenwind.
Als Gegenleistung erhielt ich eine schöne Schussabfahrt – rein in das quirlige Aarhus.
Und wie mich die zweitgrößte Stadt Dänemarks überraschte: pralles Leben. Hunderte FahrradfahrerInnen, die durch die engen Gassen der Altstadt surften.
Szenekneipen. Mexikanische, thailändische, dänische und französisch-belgische Restaurants.
Ich sättigte mich und ging noch spät 2 Absacker-Rotweine in einer Weinkenner-Bar trinken.
Ich war kurz vor Ladenschließung gekommen, mithin jetzt der einzige Gast und der Wirt beantwortete mir geduldig sämtliche meiner Fragen zu seinem Land.

Zum Hygge-Hype (Ja, in der Tat liebten es die Dänen (vor allem auf dem Land) bei sich in ihrer schön dekorierten Wohnung zu sein. Dorthin laden sie ihre Freunde ein. Viel seltener treffe man sich öffentlich sichtbar in Kneipen oder in einem Biergarten).

Ich wollte sogar wissen, warum selbst dänische Bauernhöfe fast aseptisch sauber wirken und kam schließlich noch zu einer Frage, die mir schon lange auf der Zunge lag: Dänemark ist hochpreisig, reich. Alles wirkt proper. Armut jedenfalls ist nicht sichtbar. Genau so wenig wie Fremde in den Straßen. Wenn das Land so zufrieden mit sich selbst ist (Hygge) – wieso driftet es politisch so scharf nach rechts?

Antwort des Wirtes:
Dänemark hat ein umfassendes Sozialsystem. Niemand landet hier auf der Straße. Es gibt ein gutes Nachbarschaftsverhältnis. Die Menschen passen gegenseitig auf sich auf. Und gibt es doch Probleme, springe der Sozialstaat ein.
Nun hätten aber viele Menschen Angst, dass Flüchtlinge nur zu ihnen kommen, um in das großzügige Sozialsystem zu migrieren und es damit für alle unbezahlbar zu machen. Diese Angst sei weit verbreitet. Es sei letztlich die Furcht, den eigenen Reichtum teilen zu müssen.

Unterkunft: 1 Apartment im Nebenbau des Hotels Ferdinand. Zentrum. Sehr gut gelegen. Sehr nettes Rezeptionspersonal. Gutes Restaurant.

Kulinarisches Brevier: Moldawien 2

Deutliches Land-Stadt Gefälle. Auf dem Land ist es sehr schwer, überhaupt ein Restaurant zu finden. Selbst Bars, Gaststuben, einfache Kneipen sind selten. Oft haben kleine Minimärkte (Tante Emma Läden) einen Tisch auf dem Gehsteig. Dort kann man dann sein gekühltes Bier zu sich nehmen und irgendetwas Kaltes dazu essen. Brot. Wurst gibt es auch. Sie wird aber häufig nicht gramm-  oder scheibchenweise verkauft, sondern als ganzes Wurst.

Einmal hab’ ich ich mich eben nur von Bier und trocken Brot ernährt. Geht auch mal für einen Tag. Spottbillig zudem.

Das Frühstück in den Landhotels (wenn es überhaupt welche gibt) – äußerst schlicht: Kaffee, hart gekochte Eier, bisschen Wurst und Käse.

Moldawien ist noch weitgehend ein touristisches Entwicklungsland.

Ganz anders sieht es dagegen in der Hauptstadt aus. Dort gibt es fast schon ein Überangebot guter Restaurants und Cafés.
Die Küche dort mit allerlei mediterranen, kontinentalen und osteuropäischen Einflüssen. Die Preise aber (verglichen mit mitteleuropäischen Verhältnissen) sind immer noch sehr moderat.

Cahul

Es war schwierig, ein offenes Restaurant zu finden. Die zwei vom Reiseführer empfohlenen Lokale beherbergten geschlossene Gesellschaften.
In einer kleinen netten Bar bekam ich wenigstens einen Snack (mit Spinat gefüllte Teigtasche).

Später dann doch noch etwas entdeckt: “Andy’s Pizza”.
Wie ich erst danach feststellte, war dies eine sehr erfolgreiche Restaurant-Kette mit ettlichen Filialen in der Hauptstadt. Das Menü beinhaltete weit mehr als “nur” Pizza.

Bruschetta
(mit geräuchertem Lachs)
2,25 Euro
Rindfleischeintopf
(mit Auberginen, Zucchini, Paprika)
4 Euro
Mango-Käsekuchen
2 Euro

Alles sehr fein und köstlich.

Comrat

Auch hier wieder nichts anderes gefunden außer die o.g. Pizza-Kette: “Andy’s Pizza”.

Pizza
(mit Artischocken, Pilzen, Oliven und Schinken)
4 Euro
Gutes Niveau.

Chisinau

Restaurant “La Taifas”, Altstadt
Restaurant in historischem Gewölbekeller. Mit gutgelaunt aufspielender Folkloregruppe.

Borschtsch mit Entenfleisch
Geschmortes Kaninchen

Köstlich beides!

Chisinau

Restaurant “Cerbul de Aur”, Altstadt
Kleines Lokal mit 5 Tischen. Spezialisiert auf Wildgerichte. Sehr kompetenter Betreiber. Viele Wildschwein-, Hirsch- und sonstige präparierte Köpfe an der Wand.

Blinii
(mit geräuchertem Lachs und Butter)
5,50 Euro
Hirschgulasch
(mit exotischen Früchten)
7 Euro

Beides exzellent!
Vor allem das Hirschgulasch war sehr fein abgestimmt. Überraschende Aromen durch Orangen, Kiwi, Melone. Dazu selbstgemachtes Zwetschgenmus.
Und ebenfalls selbstgekelterter Rotwein!
Durchaus etwas rustikal. Passte aber sehr gut.

Chisinau

Restaurant “Cactus”, Altstadt
Eher eine Art Bistro. Fast schon kalifornisches Ambiente. Dazu passend auch die Speisekarte und die Preise. Für Chisinau: teuer.

Aal
(mit Avocado-Creme und Mozzarella)
12,50 Euro

Ungewöhnliche Kombination. Aber klasse.

Chisinau

Wine Bar “Q-Bar”, Altstadt
Nettes Lokal. Modern eingerichtet. Entsprach auch dem Stil der Küche.

Bruschetta klassisch
3 Euro
Scharfe Bohnensuppe
2,75 Euro
Gegrillte Forelle mit Kräutern
5,50 Euro

Sehr überzeugende Küche. Bohnensuppe eher fein als derb. Forelle klasse. Auf den Punkt gegart.

Tag 257 (09.04.2018) / Rumänien: Konstanza -> Jurilovka

Strecke: 88 km (09:15 – 16:45 Uhr)

Die Ausfahrt aus Konstanza zog sich. Irre lange Sandküste mit Totalbebauung.
Sogar eine Gondelbahn gab es hier – nur für Sommergäste. Über den Dächern der Vorstadt – von Kneipe zu Kneipe.

Für Fußfaule

Schnell wurde es dann ländlich. Mit kleinen Straßen und kleinen Straßenrandkapellen.

Für Gottesverehrer

Rumänien änderte schließlich urplötzlich seinen Charakter. Versuchte nicht mehr krampfhaft mediterran zu sein. Wurde authentisch. Je näher ich dem Donaudelta kam, umso schöner die Dörfer. Wunderhübsch und vor allem: FARBIG! Ein Fest, durch sie durchzuradeln.

Nach 88 Kilometern in Jurilovka eingefahren. Am Rande des Donau-Deltas. Sehr gepflegter Ort, sehr gepflegte Bauernhöfe.

Für Farbenliebhaber

Die Gegend war ziemlich fruchtbar. Riesige Felder. Sie ernährten die Bauern gut. Der Zeitpuls schlug hier langsamer, als ich es gewohnt war. Ich trug Erinnerungen an Fotos in mir, die die bäuerliche Welt meiner Großeltern zeigten, vielleicht 60 Jahre her – da sah es nicht anders aus.

Für Nostalgiker

Meine Unterkunft war schnell gefunden.
Ausgestattet mit einem wundervollen Blick auf Dorf und Meer.

Für mein Auge

Ich passte mich dem entschleunigten Zeitpuls an, begrüßte mich selbst erst einmal mit einem Schluck Gerstensaft.

Für (oder gegen?) den Durst

Erkundete dann ein wenig das Hafendörfchen.

Für Ausflügler und Fischer

Fischer allerdings dominierten hier nicht. Die Bauern beherrschten den Ort.

Für den Überblick

Kuhherden auf den hügeligen Weideflächen ringsum. Mit Trinkwasser zur Genüge. (Ist das nicht salzig?)

Für die Kuh

Im letzten Sonnenlicht …

Für Babywünsche

… suchte ich mir ein offenes Restaurant (gab es nicht) … eine Kneipe (gab es) … aß dort eine Pizza (ging so) und schaute der lokalen Jugend zu, wie sie sich amüsierte.
Ihr ging es gut. Mir auch.


Unterkunft: Pension Palaghia. Am Ortsrand. Est bin ich erschrocken, als ich sah, dass es eine (kleine, sehr kleine) Tankstelle war. Dann war ich begeistert. Zimmer gingen hinten raus mit großem Gemeinschafts-Balkon, der den Blick aufs Dorf und das Meer freigab. Neue Pension, modern eingerichtet. Große Gemeinschaftsküche. Sehr unkomplizierte und sympathische Betreiber. 29 Euro (ohne Frühstück).

Tag 242 (25.03.2018) / Griechenland: Asprovalta -> Drama

Strecke: 68 km (10:15 – 15:45 Uhr)

Gut gebrüllt steinerner Löwe.

Stumm gebrüllt, Löwe

Erst jetzt fiel mir auf, dass ich im Stammland des Hellenismus deutlich weniger Altertümer am Straßenrand sah als auf meiner Tour durch Süditalien.

Sockel-Löwe

Hassten die Hellenen das Meer? Bauten sie ihre Kultstätten eher landeinwärts? (Todsicher gibt es schon seit Jahrhunderten Antworten auf diese naive Frage.)

Egal wie … ich bewegte mich vorübergehend landeinwärts …

Hinterland

… aber nicht auf der Suche nach alten Griechen, sondern nach alten Türken. (Erklärung folgt später.)

Strandete am Nationalfeiertag in der Provinzstadt Drama.
Mächtig was los.

Jung belebt

Jede/Jeder herausgeputzt und auf dem Weg zur Parade oder direkt zum Feiern.

Jung bewegt

Drama: ein sympathisches Städtchen. Mit einer klitzekleinen Altstadt. Wenige Gebäude erinnern daran, dass die Gegend bis etwa 1920/1922 osmanisch war.

Gealtert

Dann gab es den großen griechisch-türkischen “Bevölkerungsaustausch”. Fast alle Türken wurden von hier nach Kleinasien umgesiedelt. Die Griechen aus dem Gebiet der heutigen Türkei kamen zwangsweise hierher.

Als wär's gestern

Ist so kompliziert, wie es klingt.

So isses heute

Viele der ehemaligen Türkenhäuser teilweise deutlich heruntergekomen.

Ich schlenderte durch das Städtchen. Es fing an zu regnen.
Die Kneipen voll, die Straßen verwaist.

Schaufenster stellten aus,

Kleinkunst 1

was heute niemand kaufen konnte. Wegen Feiertag geschlossen.

Kleinkunst 2

Unterkunft: Hotel Xenia, Stadtmitte. Moderner Bau, groß (aber fast völlig leer). Sehr netter Empfang. 45 Euro (mitFrühstück.) Fahrrad in Abstellraum untergebracht.

Tag 236 (19.03.2018) / Griechenland: Weiterer Pausentag in Thessaloniki

Fast nur ältere Herren. Ich fragte mich, welcher Schicht sie angehören – oder angehörten. Feine Gesichter.

Gespiegelt

Die Männer bevölkerten morgens ab 9 Uhr ein uriges Kneipenkarree im Bazarviertel. Solange die Cafés und Restaurants noch nicht öffneten, konnten sie hier ihren kleinen Flohmarkt betreiben.

Dieser Herr überpinselte mit Filzstift Farbflecken auf weggeworfenen Sportschuhen und nähte Sohlen wieder an. Kleinkram zu seinen Füßen. Zeug, das man normalerweise in Mülleimern entsorgt.

Genäht

Dieser Herr war etwas professioneller, konnte offenbar Uhren und Schmuck reparieren.

Geschraubt

Dieser Herr hielt mich für einen Russen und wollte mit gleich in ein Gespräch verwickeln. Ich verstand aber nichts

Gequalmt

Ein anderer Herr, der nicht fotografiert werden wollte, verkaufte ausrangierte Uralt-Fernbedienungen. Einen ganzen Koffer voll hatte er mitgebracht.
Er sprach sehr gut Deutsch, obwohl er – nach eigenen Angaben – nur 1 Jahr in Berlin gelebt hatte. Er habe als Hotelier gearbeitet. Lange habe er sogar eine kleines Hotel auf der griechischen Halbinsel Chalkidiki betrieben. Vor 10 Jahren sei es von einem Waldfeuer erfasst worden, die Feuerwalze habe alles zerstört. 80 Tausend Euro habe er verloren. Niemand habe ihm eine Entschädigung bezahlt. Ich fragte ihn, ob er denn keine Versicherung gehabt habe. Er verneinte. Das habe sich nicht rentiert. Er habe das Hotel ja nur in der Hauptsaison betrieben.
Er sagte, dass er hier an manchen Tagen mit weniger als 1 Euro Verdienst rausgehe. Nur die Samstage seien gut. Dann verdiene er auch schon mal 30 Euro mit dem Kram, den er sich besorge. Von der griechischen Regierung hielt er nichts, von Europa noch weniger.

Gepackt

Dieser eher “private” Teil des Bazars schien mir heute (Montag) fast voller …

Geschaut

… als der “offizielle” Markt.
Montag hatten nicht viele Läden offen. Ganze Bazar-Straßen unbelebt.

Geleert

Ein wenig Leben immerhin bei Fisch und Fleisch.

Geputzt

Am Nachmittag schließlich die gute Nachricht: Der Fahrradladen, in dem ich meinen Drahtesel reparieren ließ, rief mich an und berichtete, dass sie das Ersatzteil besorgen konnten und ich am Abend das gut Stück abholen könnte.
(Super netter Laden mit extrem hilfsbereiten jungen Kerls!)
Es kann morgen also weitergehen.

Tag 200 (26.04.2017) / Frankreich: Fréjus -> Juan-les-Pins

Strecke: 52 km (10:45 – 15:45 Uhr)

Zwei (!) Hundertster Tag meiner jetzt schon langen Europa-Umrundung. Netto mehr als ein halbes Jahr auf dem Europa-Sattel zugebracht. Ich war ein bißchen in Feierstimmung, der Himmel aber nicht. Wolkenverhangen. Ab und zu regnete es.

An diesem Strand, landeten am 14. August 1944 die Alliierten, um Frankreich und Europa zu befreien.

Stone washed

Ein Landungsboot der US-Marine zeugt davon.

Heroes

Trotz trübem Wetter: grandiose Natur! Porphyrrot.

Red flowers, red stones

Das Massif de l’Estérel schiebt sich mit Wucht zwischen Fréjus und Cannes und hat doch lauschige Plätzchen. Wer würde nicht gerne mit dem Besitzer da unten tauschen, wenigsten für ein paar Wochen im Jahr und sein Abendbrot direkt auf der Meerterrasse zubereiten? Windbeschützt von rotem Fels und wild wuchernden Pinien.

Hier könnt ich wohnen / Teil 1

Eine wunderschöne Panoramastraße führt um die zerklüfteten Bergzüge herum. Und immer wieder entdeckte ich Orte, an denen ich es gut mal ein halbes Jahr aushalten könnte. (Und dass sich kein Mensch nähere!)

Hier könnt ich wohnen / Teil 2
Hier könnt ich wohnen / Teil 3

Ich verlangsamte meine Fahrt. Hielt immer wieder an. Staunte.

Red ball
Red stone

Nur der angekündigte Regen trieb mich weiter.

Red sand

“Where do you go to my lovely”?
Natürlich nach Juan-les-Pins.

Konnte aber bei der Ankunft in dem legendären Badeort der Côte d’Azur nicht ganz begreifen, was so legendär an ihm ist.
Lag es am grauen Wetter? An den leeren Stränden? Den verlassenen Kneipen? Den schon ziemlich heruntergekommenen Seitenstraßen? Den trotz Tristesse irreal überhöhten Preisen in den wenigen offenen Lokalen?

Unterkunft: Hotel “Villa Nina”. Strandnah. Eine Oase in der Schar der gesichtslosen Großhotels. Eine kleine privat geführte Villa, innen sehr geschmackvoll und kolonial eingerichtet. Sogar bezahlbar (59 Euro ohne Frühstück). Absolut zu empfehlen. Fahrrad in Hofschuppen abgestellt.

Tag 189 (15.04.2017) / Spanien: Deltebre -> Sitges

Strecke: 135 km (09:15 – 20:15 Uhr)

Eine verfügbare Unterkunft bestimmte meine Streckenlänge. Auch heute war es praktisch unmöglich, über die Internetportale ein nicht belegtes Bett zu finden. Ich checkte während ich frühstückte alles im Umkreis von 100 Kilometern durch. Nichts! Ein einziges noch verfügbares Zimmer in Sitges. Dachgeschoss, eng. 135 Kilometer entfernt. Ich wusste nicht, ob mich Berge erwarteten oder schlecht befahrbare Pisten. Ich buchte und fuhr los.

Ich fuhr los und schloss die Augen. Wollte nichts sehen.
Nur einmal blinzelte ich kurz – in Tarragona.

Mittagsfassaden

(Schöne Altstadt, schöner Plaza Mayor, herrliche Baskenkneipe dort.)

Mittagsglück

Dann öffnete ich meine Augen erst wieder in der Nacht. In Sitges. Kleine Musikgruppen waren dort in den engen Gassen unterwegs. Eine herzbewegende Tenorstimme sang mich ins Osterglück.

Unterkunft: Hotel “El Cid”. Altstadt. Sehr nette Unterkunft. Äußerst hilfreiche Rezeption. Aber auch hier Osterpreise. 82 Euro (mit Frühstück). Fahrrad in Hofdurchgang gestellt.