Tag 317 (16.07.2019) / Norwegen: Nesna -> Vevelstad
Strecke: 73 km mit dem Fahrrad.
Dazu 2 Fähren mit ca. 24 Kilometern. (10:15- 19:45 Uhr)
Nach dem gestrigen Tag, der mich fast völlig ausgelaugt hatte, ging ich es heute etwas gemütlicher an. Spät erst brach ich auf. Der Tag lud eh zum Bummeln ein. Die Sicht war grau, diesig. Es war kalt. Meine Unterkunft war eine Katzensprung vom Fährhafen in Nesna entfernt. Die Überfahrt nach Levang ging schnell. Der dortige Anlegestelle – wie so häufig – im Niemandsland. Ein Verladesteg. Eine Schlange von wartenden Autos und Caravans. Ein, zwei Häuser. Sonst nichts.
Unterwegs: immer wieder ein paar Siedlungen an den Fjordufern. Ich weiß nicht, ob man bei der Ansammlung einiger Häuser von einem Dorf sprechen kann. Es gab keine Mitte, kein Marktplatz, keine Kirche mit Kirchplatz. Die Häuser standen eher neben einander. Anwohner waren so gut wie nie auf der Straße. Auf dem Wasser manchmal ein paar Fischer oder Angler. Aber ansonsten: Landschaft und Meer ohne Menschen.
Die Küste: ein Gewirr aus Inselchen und Inseln.
Über Land fahren hieß oft: über Brücken fahren. Manche waren spektakulär konstruiert. Eine – die Helgelandbrücke – führte scheinbar aufs Meer, nutzte eine Landzunge im seichten Ozean, um sanft auszulaufen.
Auf der zweiten Fähre sah ich zufällig einen Prospekt, der die Ferien-Unterkünfte der Gegend aufreihte. Ein Gästehaus in der Nähe der schönen Kirche in Vevelstad hatte noch ein Zimmer frei.
Das Haus entpuppte sich als Wunderkiste. Liebevoll im alten Stil eingerichtet. Eine Herberge mit 5 Zimmern.
Die Wirtin kochte selbst – aber nur auf Vorbestellung. Da ich spontan geklingelt hatte, bekam ich nicht das Menü ab. Die Wirtin kramte aus dem Gefrierschrank dafür einen exzellenten Bacalao-Eintopf hervor, kochte ihn vorsichtig auf, würzte und schärfte ihn noch etwas.
Selten einen so schmackhaften (getrockneten und gesalzenen) Kabeljau gegessen. Mit Kartoffeln und Zwiebeln. Portugiesische Klippfischküche im hohen Norden.
Überhaupt die Wirtin: Sie schaute einen listig an, war schlagfertig, juxte viel und war stolz auf ihre Unterkunft. Erklärte gerne die vielen Details der sorgfältig ausgewählten Einrichtung. Fast alles Erinnerungsstücke. Aber nichts, rein gar nichts war muffig. Alles strahlte heiter. So wie die Wirtin. Es schmeichelte ihr, wenn man ihre Kochkünste lobte. Dann seufzte sie tief und zufrieden.
Im kleinen Speisesaal nur Deutsche: ein Männerpaar aus München und ein Blogger (hab vergessen woher), der neue Wanderwege suchte.
Wir zogen uns nach dem Essen gemeinsam ins “Entrée” genannte Herrenzimmer zurück. Berauschten uns an dem, was wir alles schon in Norwegen gesehen hatten.