Kulinarisches Brevier: Spanien 4 (Südspanien & Mittelmeerküste)
Tapas und Wein. Das ist die Kurzformel für die ersten Woche entlang der südspanischen Atlantik- und Mittelmeerküste. Und das ist auch die Formel, wie ich die architektonische Katastrophe entlang der Küste einigermaßen ertragen konnte. Selbst Alltagsweine (weiß und rot) enttäuschten mich fast nie. Selten aß ich schlecht. Und immer wieder wurde ich davon überrascht, dass Tapas – vor allem in Andalusien – meist selbstverständlich zu einem Getränk gereicht werden. Wie oft reklamierte ich falsche Rechnungen, gab an, dass ich vielmehr gegessen hätte, als berechnet wurde. Immer gab es die gleiche Antwort: Tapas sind bei Wein und Bier dabei. Ich verstehe nicht, wie sich das rechnet. Schon gar nicht, weil es oft handwerklich aufwändige kleine Gerichte waren.
Immer mehr gewöhnte ich mich auch an das andalusische FRÜHSTÜCK: Tostadas! Geröstetes Weißbrot, auf die ein Tomatensugo gestrichen wurde. Mal fein, mal grob, mal wenig gewürzt, mal herzhaft. Hing ganz davon ab. Mit ein bisschen Olivenöl und frischem Pfeffer konnte man sie am Tisch verfeinern. Köstlich.
Die HAUPTSPEISEN: Natürlich vorwiegend Fisch und Meeresfrüchte. Ich hatte den Eindruck, dass in Nordspanien noch eine Spur raffinierter gekocht wurde. Aber insgesamt: sehr gutes Niveau, oft sogar in ausgesprochen touristischen Gegenden.
Huelva
Restaurant “Portichueleo”, Altstadt
Ein wenig auf Etepetete gemacht, im Grunde aber sehr bürgerliche und traditionelle Küche. Ein wenig überteuert.
“Queso con Anchoas”
(Ziegenkäse mit Sardellen)
14 Euro
Riñones
(Gebratene Nieren)
13,50 Euro
Beides hatte gute Qualität. Aber nicht herausragend.
Lepe
Ración Jamón Ibérico
13 Euro
Standard. Und standardmäßig gut.
Sevilla
Tapasrestaurant “La Sacristia”, Altstadt
Touristenlokal. Nicht unbedingt die erste Adresse. Aber die Gaststätten, die ich mir eigentlich ausgesucht hatte, waren übervoll. Ich war dennoch zufrieden.
Tapa Paella
3 Euro
Tapa “Ternera a la cervez”
(Kalbfleisch in Biersoße)
3 Euro
Tapas ordentlich
“Alcachofas con Jamón”
(Artischocken mit Kochschinken)
8 Euro
Sehr köstlich die gebratenen Artischocken.
Bar “La Catedral”, ebenfalls Altstadt
In diesem weiteren Touristenlokal hab’ ich später ein wenig “nachgelegt”.
Tapa “Antun Rojo”
(Gebratener Roter Thunfisch)
4 Euro
Tapa Espinacas
(Spinat)
3 Euro
Beides fein! Thunfisch (gebraten) auf einer Art Pesto mit mediterranem Gemüse. Spinat klassisch mit Speckwürfeln.
Vetaherrado
Manchmal, wenn mich unterwegs der Hunger quälte, half auf der Schnelle nur ein gut gekühltes Bier und eine Semmel mit Jamón Ibérico.
Jerez
Restaurant “La Cruz Blanca”, Altstadt
Schöne Terrasse. Sehr gute Küche. Empfehlenswert.
Carpaccio Bacalao
(Kabeljau mit kandierten Orangen)
Arroz negro
(Reis in schwarzer Tintenfischsoß mit Garnelen)
Beides Extraklasse. Das Carpaccio ein Gedicht. Hauchdünner weißer Fisch. Extrem schmackhafte Orangen. Gekonnt gewürzte Soße, die nie den Fisch übertrumpfte.
Zahara de los Atúnes
Hotelrestaurant “Almadraba”
Traditionelles Lokal. Von Einheimischen stark frequentiert. Gut!
Ración Albóndigas
(Fleischbällchen)
7,50 Euro
Atun Plancha
(Gebratener Roter Thunfisch)
Beide Gerichte nicht fein, aber geschmacklich sehr gut zubereitet.
Tarifa
Restaurant: “La Pescadería”
Touristisch orientiert.
“Tortitas de Camarones”
(Mehlfladen mit Garnelen)
Andalusische Spezialität. Teig wird aus Mehl und Kichererbsenpüree hergestellt. Mit Petersilie und Zwiebeln gewürzt. Ausgebacken. Köstlich.
“Atún Degustación”
(Thunfisch in 4 Varianten)
29 Euro
Von gelungen bis misslungen: alles dabei. Sehr zartes Filet. Sehr zähes Bauchfleisch. Guter Sushi-Versuch. Trockenes eingelegtes Thunfischfleisch.
Von Zahara bis Tarifa (und ein wenig darüber hinaus) reicht berühmte Thunfischgegend. Fischer sind spezialisiert. In Zahara gibt es das “bekannte” Thunfischschlachten. Blutrotes Hafenbecken während der Fangsaison.
Ich aß auf dieser Strecke immer wieder Thunfisch – weil frisch. Frisch war er in diesem Lokal wohl auch, aber die Zubereitung ließ teilweise zu wünschen übrig.
Gaucín
Bar-Restaurant: “Casa Antonia”, Zentraler Platz
Sehr schöne Terrassenbar im Zentrum. Äußerst freundliche Betreiber.
Tapa zum Wein
(Anchoas)
1/2 Ración Croquetas
6,20 Euro
1/2 Ración Camarones
7,20 Euro
Tarte
(Apfelkuchen)
2 Euro
Alles sehr klassisch und gut.
Ronda
Traditionslokal “Pedro Romero”, gegenüber der Stierkampfarena
Schöne Atmosphäre. Stiertrophäen an den Wänden. Kellner sind sich der Tradition bewusst. Distinguiert, aber nie überheblich. Empfehlung.
Queso de cabra al horno, compota de manzana y mermelada casera de mango
(Gebackener Ziegenkäse in Blätterteig mit Mango Marmelade und Apfelkompott)
14 Euro
Rabo de toro “Pedro Romero”
(Ochsenschwanz)
19 Euro
Köstlich. Beides. Sehr fein die Vorspeise. Sehr gekonnt das Schmorgericht.
Pizzara
Zwischendurchsnack: Croquetas.
Rincón de la Victoria
Restaurant “El Castillo”
Muss man nicht hin.
Paella
14 Euro
Hatte Lust auf klassische Meeresfrüchte+Fleisch Paella. Da sie aber meist nur für 2 Personen angeboten wird, habe ich halt die doppelte Menge verputzt. Ich hatte Hunger. War nix für Feinschmecker. Eher für Magenfüller.
Salobreña
Restaurant “Bahía”, am Strand
War eine Empfehlung der Hotelrezeptionistin. Sie überzeugte mich, nicht in die von Reiseführern angeführten In-Lokale zu gehen. Sie hatte mehr als Recht.
Amuse-Gueule
Ensalada de mango
(Mango Salat)
11 Euro
Bacalao Bahía
(Kabeljau)
14 Euro
Grandioser Salat. Selten so beglückt gewesen nach dem Verspeisen von Grünzeug. Superfrisch. Gereifte Mango mit Avocado gemischt. Grüne schmackhafte Tomaten mit Mozzarella belegt. Erdbeeren dazwischen. Das Ganze auf Basis eines unaufdringlichen Pestos. Alles mit grobem Meersalz bestreut. Selbst die wenigen eingestreuten Himbeeren passten. Welch eine Kombi! Bin nah dran zu sagen: best salad ever.
Aber auch der Kabeljau, auf einem Tomatensugo und mit Parmesan überbacken, war klasse.
Almería
Restaurant “Casa Puga”, Altstadt
Klassische Gerichte in einem klassischen Lokal. Sehr stilvoll und doch ungezwungen.
Chorizo Ibérico
7,50 Euro
Salmonetes
(Meerbarben)
8 Euro
Ausgesprochen gut! Ich blieb in dem Lokal, stellte mich nun an die Theke und merkte, ich wäre auch ohne Restaurantbesuch satt geworden. Es war irre. Zu jedem bestellen Wein gab es ein Tapa. Ob Sardellen auf Artischockenherzen, Thunfischbrot, Fleischbrühe, Fleischklößchen oder selbst Lasagne als Tapa oder Schnecken.
Oft verstand ich nicht, wie man solche Köstlichkeiten quasi umsonst servieren konnte. Klasse.
San José
Hotelrestaurant Doña Pakyta
Etwas steril. Fantastischer Meerblick. Küche gut, aber nicht exzellent. Bedienung etwas ungelenk, gleichwohl freundlich.
“Amejas a la Marinera”
(Venusmuscheln)
14 Euro
“Paletilla de Cabrito Estilo Doña Pakyta”
(Schulter vom Zicklein)
18 Euro
Beides professionell angerichtet. Schmackhaft. Fehlte aber jeweils der besondere Kick.
Wenig später noch in eine Weinbar im Zentrum gegangen. Wieder ein Tapa als Beigabe:
Kaninchen-Kotelett
Köstlich!
Mojácar
Restaurant “AURORA”
Strandrestaurant. Schön. Stylisch. Ein wenig auf edel gemacht, aber ohne steif zu sein. Sicher eine bessere Adresse unter all den standardisierten Touristenlokalen.
Ensalda Tropical
(Gemischter Salat)
9,50 Euro
Salmón
(Gebratener Lachs)
15 Euro
Beim Salt so ziemlich alles zusammen gemixt. Meeresfrüchte. Früchte. Grüner Salat. Funktionierte weitgehend – ohne aber an die Qualität des tropischen Salats von Sloabreña heranzureichen. Lachs sauber zubereitet. Mit grobem Meersalz. Nicht zu trocken.
Cartagena
Restaurant “El Abasto”
Traditionslokal. Viel von Einheimischen besucht.
“Tomate Partido & Bonito”
(Tomate mit Thunfisch)
2,80 Euro
Rabo Toro
(Ochsenschwanz)
9 Euro
Guter Tomatensalat mit geräuchertem Thunfisch. Ochsenschwanz klassisch geschmort.
Alicante
Restaurant: El Portal Tabernakel & Wines, In-Lokal
Eigentlich eine Tapas-Bar. Aber von der “ganz gehobenen” Sorte. Einige Tische, viele Plätze an “Ess”-Theke. Dazu eine riesige Weinauswahl. Absolute Empfehlung.
Espardeñas
(Seegurken)
14,90 Euro
“Atún con ortiguillas de mar”
(Thunfisch mit Seeanemonen)
“La classics tarta Tatin”
(Apfelkuchen)
Hab etwas gewagt: mir unbekannte Meeresfrüchte gegessen. Seegurken: Ungemein köstlich. Thunfisch mit essbaren Seeanemonen: irre Kombi. Ich war sprachlos. Und dann dieser wahnsinnige Apfelkuchen. Eigentlich ohne festen Teig. Mehr auf eine Masse aufgesetzt. Dazu getrocknete Waldfrüchte. Allerbeste Küche.
Torrevieja
Restaurant “Mesón Real”
Ich war nur auf der Durchreise durch Torrevieja. Hatte aber Mittagshunger und hielt eher zufällig vor diesem Lokal, das aussah, als gäbe es hier traditionelle Küche. Es gab sie! Dazu ein Kellner alter Schule. Junge, hatte ich Glück.
Navajas
(Schwertmuscheln)
6 Euro
Diese Muscheln waren in einer so guten Brühe zubereitet worden, dass ich sie wie eine Suppe trank und den Teller danach noch abschleckte. Unglaublich gut. Und der Preis einfach nicht begreifbar. 6 große Schwertmuscheln für 6 Euro. Eigentlich gibt es das nicht.
Altes
Restaurant “El LLar”, Altstadt
Sehr schön, mit kleiner Straßenterrasse.
“Ceviche de Corvina”
(Ceviche mit Seebarsch)
12 Euro
Mit Mango verfeinerte Ceviche. Herrlich frisch. Nur wenig Grünzeug. Ein wenig Koriander gab den Pfiff.
Dénia
Restaurant “La Bahía”, Hafennähe
An kleinem schnuckeligen Platz. Sehr sympathische einfache Gaststätte. Offenbar von einheimischer Fischerkooperative betrieben.
Lubina a la plancha
(Seebarsch)
13 Euro
Rustikal zubereitet. Mit sehr viel Knoblauch. Fast zu viel. Fisch zart und fangfrisch.
Valencia
“Croquetas de bacalao”
(Kabeljau-Kroketten)
5 Euro.
Alcossebre
Restaurantname leider vergessen.
Salmonetes
Arroz negro
Etwas zu trocken gebratene Salmonetes. Der Meeresfrüchte-Reis in Schwarzer Tintenfischsoße dagegen köstlich.
Almarda
Klassiker!
Deltebre

Völlig überforderte Küche. Das Menü optisch durchaus ansprechend. Kulinarisch aber ein Desaster. Geschmacklos. Alles.
Cambrils
Meeresfrüchte Linguine.
Exzellent.
Barcelona
Restaurant: Allium, Altstadt
Sehr gemütlich. Sehr freundlicher und zuvorkommender Service. Gute Bioweine. Empfehlenswert.
Carxofa Arrebossades
(Gebratene Artischocken)
8,75 Euro
Tronc de Bacalla
(Kabeljau)
19 Euro
Bio-Essen. Hervorragend. Exzellente Artischocken. Exquisiter Kabeljau in sizilianisch inspiriertem Gemüsesud.
Palamós
Restaurant “La Menta”, Altstadt
Stilvoll, eher klein. Sehr junges Personal. Sehr aufmerksam. Empfehlung.
Katalanische Form der Papas Bravas. Tolles Amuse-Gueule.
Caneló de rostit i foie-gras
(Canneloni mit Leberpastete und Parmesan)
15 Euro
Prix de la Llotja de Palamós
(Fangfischer Tagesfisch)
30 Euro
Pastis de formatge
Käsekuchen
7 Euro
Grandioses Menü. Schon die Pasta außergewöhnlich. Der Fisch (verstand den Namen nicht) in einer hervorragenden Soße. Das weiße Fleisch enorm zart. Der Kuchen ein Gedicht. Der Teig bestand aus einer hart gebackenen Platte, die auf einer Art Quark geparkt war. Dazu Eis und eine rote Früchtesoße. Von getrockneten Waldfrüchten umrahmt.