Meer Europa

Schlagwort Archiv: Sozialismus

Tag 263 (15.04.2018) / Moldawien: Cahul -> Comrat

Strecke: 80 km (10:00 – 16:30 Uhr)

Am Morgen noch kurz über den Markt in Cahul gegangen, um mich mit Wasser und Snacks für die Fahrt einzudecken. Hatte leider den Fotoapparat nicht dabei. Sehr belebter und schöner Markt. Wie überhaupt: Cahul hatte mich beeindruckt.

Die Fahrt dann sehr anstrengend. Es ging quer zu den Bergketten.

Einen Weinberg rauf.

Rebland

Den andern Hügel wieder runter.

Berg-Tal-Land

Extrem ermüdend. Die Straße schlecht. Aber auch heute kaum Autos unterwegs. Ich freute mich immer, wenn ein Dorf auftauchte.

Langgestrecktes Dorf

Es brachte ein wenig Abwechslung in die staubige, diesige eingegraute und noch gar nicht frühlingsbereite Landschaft.

Seestraßendorf - mit durch den Dunst verzerrten unwirklichen Farben

Urplötzlich wurde die Straße besser. Und es wurde flacher.

Einsatzfähig

Unterwegs immer wieder deutliche Zeichen von echter Volksfrömmigkeit.
Zahlreiche gut gepflegte Kapellen.

Vergoldet und windschief

Oder Kirchen.

Versilbert und Macht demonstrierend

In einem Minimarkt kaufte ich mir mein Mittags-Bier.
Im Nu hatte ich Gesellschaft. Ein Herr, der mich mit seinen Goldzähnen anlachte, ließ sich nicht lange bitten.

Unterhaltsam

Ich lud ihn zu einem Wodka samt Chisinau-Bier ein.
Der Herr konnte zwei, drei Brocken Deutsch: “Auf Wiedersehen”, “Bier”, “Tschüss” und wiederholte seine Kenntnisse gerne.

Goldanlage

Ich befand mich im Herzen Gagausiens (gesprochen: Gaga-Usien). Die Region beansprucht ähnlich wie Transnistrien eine autonomes Gebiet zu sein. Noch (immerhin) kam es aber mit Moldawien nicht zu einem militärischen Konflikt.

Comrat, die Hauptstadt Gagausiens, herausgeputzt.

Goldversilbert
Goldig

Mit Erinnerung an den realen Sozialismus.

Überlebt

Und dem Klimbim, den eine autonome Region wohl haben muss: übermässiger Nationalstolz.

Brimbamborium, das ich nie verstehe

Eigenes Militär. Und Kram.

Schild-Autonomie

Die Menschen in den Straßen: friedlich, freundlich.

Unterkunft: Hotel Altin Palace. Zentrum. Völlig verwinkelter Bau. Mein Zimmer ohne Fenster. Eng. Empfang sprach nur russisch. Schwierige Verständigung. 30 Euro (ohne Frühstück).

Tag 141 (11.09.2016) / Litauen: Nida -> Silute

Strecke: 103 km (10:00 – 17:30)

Abschied von der Kurischen Nehrung und ihrem Schneesand.

Abschied

Über dem glitzernden Weiß raschelte es rot. Gegen die Sonne schien es wie ein Flächenbrand. (Nur meine Kamera wollte das nicht sehen. Also wandert auch dieses Bild in die Bibliothek der ungeschossenen Fotos).

Eigentlich fehlt mir ein App, das die gesehene Frucht/Pflanze/Blüte sofort identifiziert. Ich bin ein kompletter botanischer Analphabet.
Gesichtserkennungssoftware gibt’s ja auch schon.
(Wär doch mal ne Geschäftsidee!)

Radieschen sind's nicht

(Was für eine Spielart einer Religion ist eigentlich der ANAL-Phabetismus? Werden seine Prediger ANAL-Phabeten genannt?
Hat das irgendwas mit dem Untergang des Abendlandes zu tun?)

Ich konnte es mit mir auf der Rückfahrt von Nida nach Klaipeda (Memel) nicht ausdiskutieren.

In nur 3 Stunden hatte ich die 50 Kilometer bis zur Fähre gepackt. Es war mein Geschwindigkeitstag heute.

Drüben, auf der Festlandsseite ging es grad so weiter.

Ich hielt drauf.

In den Außenbezirken Klaipedas konnte ich ahnen, wie der sozialistische Einheitslook einst jede Individualität ausradieren wollte.

Standard

Gigantische und reichlich heruntergekommene Siedlungen.

Double standard
Triple and more standard

Werden wohl noch ein paar Jahrzehnte als bewohnte Denkmale herhalten.

Dazwischen immer wieder schöne Lauben, Bierlauben.

Mit fantastisch gekühltem belgischen Braunbier.

Überm Standard

Ein Gedicht! Ich rezitierte es zweimal.

Silute relativ früh erreicht. Ich setzte mich in den Biergarten des Hotelrestaurants. Eine Gruppe 30jähriger Männer am Nachbartisch. Soffen und grölten. Hatten eine große Flasche Whiskey und fleckigrote Gesichter. Grölten so laut, dass ich mich einmischte und bat, sie sollten etwas die Lautstärke reduzieren. (Kann man eigentlich leise grölen?)
Es kam natürlich nicht gut an. Sie wurden heftig aggressiv. Irgendwann zog ich mich zurück.

Unterkunft in Silute: “Hotel Deims”. An der Hauptstraße. Frisch renoviert, aber im Dornröschenschlaf. Dauerte etwas, die Rezeptionistin aufzuscheuchen.  Letztlich aber okay und sehr freundlich. (29 Euro ohne Frühstück.) Fahrrad in Garage untergebracht.

Tag 52 (07.04.2015) / Albanien: Vore -> Vlore

Strecke: 144 km (09:15- 19:15)

Ich fuhr weitgehend Autobahn. Ich ignorierte alle Schilder, die signalisierten, dass hier keine Fahrräder fahren dürfen. Ich war Albaner. Was kümmerten mich Vorschriften. Zweispurig, dreispurig. So viel war nicht los. Gefährlich wurde es nie. Und ein kleiner Streifen am rechten Straßenrand war immer als Ausweichmöglichkeit da.

Ich kam voran wie nie.

Zuerst Durres. Wichtigste Hafenstadt Albaniens.

Nicht prominente Promenade


Zum ersten Mal sah ich im Land der Skipetaren das Meer.

Klar ist das trister Ex-Sozialismus. Kein Malecón, eher eine leicht versiffte Promenade. Noch etwas von den Unwettern der letzten Tage versaut.
Aber überaus nette Promenadencafés – mit zuvorkommendem Service. Hier wird auf die Zukunft gebaut, nicht die Gegenwart bejammert.

Helden-Promenade

Traurige Palmen,  Jubelstatuen …. vieles wirkt noch ein wenig wie aus dem letzten Diktatorenjahrhundert.

Seaside

Der Stadtstrand superlang. Ein wenig ärmlich.

Sea aside

Der Sprung in die Jetzt-Zeit – er wird gelingen!

Old times
Modern times

Kaffeepause in Durres nach einer Viertel-Stunde beendet. Bei der Rausfahrt aus der Hafenstadt einen Rom gesehen, der einen Tanz-Bären an einer Kette durch eine dicht bevölkerte Straße führte. Nicht mal einen Maulkorb hatte das Ungetüm an. Bevor ich die Kamera zücken konnte, war der Bärenbändiger schon in der Menge verschwunden. Mist!

Many rivers to cross

Dann weiter Kilometer gemacht. Den einen nach dem anderen. Das Tretlager strapaziert. Die Strecke war flach, kein Wind, kein Regen. Grau der Himmel, das Meer nicht zu sehen, eher langweilig die Landschaft: Ich wollte wissen, wie weit ich es an so einem Tag schaffen könnte.

Sehr spät, hinter der Kleinstadt Fier, dann plötzlich doch Berge. Ich wählte wieder eine Seitenstraße. Schön die Landschaft. Gebändigte Flüsse …

Weinkulturen …

Too much wine to drink it all

… und immer wieder Olivenhaine, Olivenplantagen, Olivenfelder und Olivenberge.

Unter dem Olivenbaum

Dazwischen albanische Geschichtsfolklore.

Albanian pride

144 Kilometer sollte ich heute schaffen. So viel, wie ich noch nie gestrampelt habe. Ich war am Ende erschöpft – aber ich wurde belohnt:

Mit einer langen Abfahrt und einem unbeschreiblichen Rosa-Sonnenuntergang-Abend-Blick auf das Küstenstädtchen Vlore, das aus einem Olivenhain ins Meer hinauswuchs.

Stadt in der Olivenplantage

Unterkunft: Hotel Martini im Zentrum von Vlore. Außerordentlich nettes Etablissement. Älterer Besitzer (?) spricht etwas Englisch. Sehr sympathisch. Sehr bemüht. 20 Euro mit Frühstück, das richtig gut war. Fahrrad im Foyer untergestellt.